400asa

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© BAK/Gneborg

400asa

Zeitgenössisches storytelling

Schweizer Theaterpreis 2016

400asa wurde 1998 von Samuel Schwarz, Lukas Bärfuss und Udo Israel gegründet. Zur Kerngruppe gehören heute neben Schwarz Meret Hottinger, Wanda Wylowa, Julian M. Grünthal, Michael Sauter, Simone Häberling, Simone Ryser und Silvan Groher. Zu Beginn produzierte die freie Compagnie mit minimalem Budget Hörspiele und gewann gleich mit der auf einem Minidisc-Gerät produzierten Hörspiel-Reihe «Röstiblitz» den renommierten Radiopreis der Zürcher Radiostiftung. Mit der Premiere der Low-Budget-Theaterproduktion «Italienische Nacht» veröffentlichte die Gruppe ihr «Bekenntnis99», das – ähnlich dem Dogma der dänischen Filmemacher – ein Regelwerk für eine einfachere und billigere Art des Theaterproduzierens darstellt. Mit ihrer zweiten Theaterproduktion «Medeää» (nach Lars von Trier) gewann 400asa im Jahr 2000 den ZKB-Preis am Zürcher Theaterspektakel, mit «Affentheater» machten sie anlässlich der Expo 02 auch in den Mainstream-Medien von sich reden. Seit 2010 wendet sich das Kollektiv vermehrt Filmen und transmedialen Projekten zu. Samuel Schwarz, geboren 1971 in Bern, erhielt 2012 für den Spielfilm «Mary & Johnny», einer Adaption von Ödön von Horváths Stück «Kasimir und Karoline», den Berner Filmpreis. Seit 2012 entwickeln sie das transmediale Projekt «Der Polder».

400asa erproben neue Erzählformen, sie expandieren in öffentliche Räume, die per Busfahrt zu Theaterschauplätzen werden. Mit dem Übergang zum 21. Jahrhundert hat sich ihrer Ansicht nach die Rolle des Theaters verändert und damit auch die Rolle der Zuschauenden, die zeitgemäss definiert wird: das Publikum soll teilhaben können an den Erzählprozessen. «Der Polder», eine Verschmelzung von Game-, Film- und Theaterwelt, entsteht an verschiedenen Orten jeweils neu. Fiktion und Realität vermischen sich in diesem ARG – Augmented Reality Game, zu dem auch noch ein Film realisiert wird. 400asa provozieren und polarisieren im Spagat zwischen intellektueller Forschung und neuen volksnahen Darbietungen.

«Unbedingtheit des künstlerischen Anspruchs, politische Streitlust und ein gewisser angewandter Grössenwahn – dafür sind 400asa berühmt, und auch berüchtigt. Doch das sollte nicht den Blick darauf verstellen, dass es sich um ein veritables Künstler-Kollektiv handelt, das Literatur- und Musikschaffende sowie Vollblutschauspielerinnen und -schauspieler in sich immer wieder transformierenden Formaten vereint. Mit hoher Sensibilität erforschen 400asa zeitgenössische Formen des storytelling. Immer schon wussten sie um die Macht des Narrativs. Dass sie einen Schweizer Theaterpreis erhalten, während sie ein ambitioniertes Filmprojekt realisieren, ist bezeichnend für ihren erweiterten Theaterbegriff. Sie lassen sich formal nicht beschränken, und produzieren ernste Spiele, die sinnlich sind, festlich und von grosser Empfindsamkeit.»

Anja Dirks, Jurymitglied