Karl’s kühne Gassenschau

Karl’s kühne Gassenschau
Karl’s kühne Gassenschau
© BAK/Geoffrey Cottenceau & Romain Rousset

Karl’s kühne Gassenschau

Gross-artige Kühnheit

Schweizer Theaterpreis 2015

Karl’s kühne Gassenschau zählt zur ersten Generation der freien Theatergruppen der Schweiz. Gegründet 1984 von sechs Leuten, die sich an der Mimenschule Ilg in Zürich kennengelernt hatten, bilden heute immer noch vier der Gründer, Paul Weilenmann, Brigitt Maag, Markus Heller und Ernesto Graf, den Kern der Truppe. Zu Anfang zeigten sie mit Klamauk gespicktes Strassenvarieté, bestehend aus zirzensischen Darbietungen, musikalischen Auftakten und virtuosen Feuernummern. Es folgten immer aufwändigere Produktionen, die mehrere Saisons lang an einem Ort gespielt werden. 1998 gewann die Gruppe erstmals einen Prix Walo für ihr Programm «Stau», zuletzt 2013 für «FABRIKK». 2011 wurden sie mit dem Schweizer Kleinkunstpreis der ktv ausgezeichnet.

Die Lust am Tüfteln und Experimentieren zeigt sich in ihren Stücken: Aktionstheater um eine «Baustelle», Landschaftstheater im «S.T.E.I.N.B.R.U.C.H», das mit «r.u.p.t.u.r.e» eine Westschweizer Version im stillgelegten Steinbruch von St-Triphon erhielt, das Wasserspektakel «AKUA», das Zukunftsaltersheim «SILO 8» oder «FABRIKK», dessen französische Version 2015 wiederum in St-Triphon (VD) gespielt wird. Die Stücke der KKG sind nicht nur gewaltige Spektakel. Charme, Komik und Risiko spielen zwar bei jeder Kreation zentrale Rollen, doch es geht nicht nur um Spass und Nervenkitzel – das Publikum soll auch zum Nachdenken verführt werden. Es sind stets zeitkritische Themen, die unter die komödiantische Lupe genommen werden. So gelingt es Karl’s Kühnen ein breites Publikum anzusprechen, allein «SILO 8» sahen 580’000 Menschen in der Schweiz.

«1984 war es ein wild zusammengewürfeltes Programm von Seiltanz, Jonglage, Einradfahren bis zur Akrobatik, von der Zauberei hin zum Gesang – gezeigt wurde alles, was Spass macht. Als Bühne diente ein Stück Asphalt. Eine veritable Gassenschau. Und heute? Es folgten 21 weitere, wahrhaft gross-artige Produktionen mit über 2900 Vorstellungen vor weit über einer Million Zuschauern, stets mit treibender Kraft, mit unbändiger Lust Grenzen zu sprengen und Unterhaltung mit Innovation zu verbinden. Als freie Theatertruppe sind sie frei und kühn. Denn die Freiheit erfordert eine gehörige Portion Mut und Kühnheit.»

Heinz Gubler, Jurymitglied