Während in den bisherigen Arbeiten von Alias jeweils einzelne Individuen, Emotionen oder Beziehungen mit ihrem Schicksal kämpften, wird in «Sideways Rain» die Thematik global betrachtet und auf minimalistische und radikale Weise umgesetzt. Ein scheinbar endloser Strom von Menschen bewegt sich einzeln, zu zweit oder in Gruppen von links nach rechts über die Bühne. Der Evolution gleich kriechen, robben, krabbeln, gehen, laufen, rennen sie, bleiben stehen, werden überholt und vom Lauf der Dinge mitgezogen. Sie streben einem Schicksal entgegen, das ihnen aus den Händen zu gleiten scheint. «Sideways Rain» ist das Ticken der Zeit, das vorbeirasende Leben, eine physische Metapher des Lebens. Es entwickelt im Zusammenspiel mit dem Klangteppich einen betäubenden Sog mit hypnotischer Kraft.
«Die Begegnungen mit dem Choreographen Guilherme Botelho und seinem Werk ist geprägt durch eine grosse Faszination darüber, mit welcher Fantasie er magische Räume und surreale Welten inszeniert. Mit seiner Compagnie Alias hat er über viele Jahre hinweg ein grandioses Œuvre geschaffen, in dem sich virtuoser Tanz in einer schier unerschöpflichen Bewegungssprache immer wieder neu erfindet: In ‹Sideways Rain› überzeugt er durch eine konsequente Reduktion. Die Tänzerinnen und Tänzer bewahren trotz gleichförmigem Menschenstrom ihre Individualität. ‹Sideways Rain› ist sein – ist ein Meisterwerk des zeitgenössischen Tanzes.»
Alias Cie. / Guilherme Botelho
Der brasilianische Choreograph Guilherme Botelho wurde 1962 in São Paulo geboren und tanzte während zehn Jahren am Ballet du Grand Théâtre de Genève, bevor er 1993 die Genfer Compagnie Alias gründete. Seither nimmt sich Alias den grossen Themen des Menschseins an. Der Begriff des Schicksals ist in ihren Stücken immer präsent. Sie sind geprägt von Zwischenfällen, Zufällen und Dingen, die vom Himmel fallen (Wasser, Papier, Gips, usw.). Mit ihren bisher rund 20 Werken feiert Alias internationale Erfolge und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Schweizer Tanz- und Choreografiepreis der Stiftung Corymbo 2008.
