Disabled Theater

«Disabled Theater» Theater HORA
© Ursula Kaufmann

«Disabled Theater»: Theater HORA / Jérôme Bel

Aktuelles Tanzschaffen Saison 2011-2013

Das Theater HORA hat sich in der Schweiz und im Ausland als professionelles Theater von und mit Menschen mit einer geistigen Behinderung etabliert. Das Stück «Disabled Theater» wurde zusammen mit dem französischen Choreographen Jérôme Bel erarbeitet, der in seinen erfolgreichen Tänzer-Porträts die Einzigartigkeit und Authentizität seiner Performer in den Vordergrund stellt und mit Konventionen der Theater- und Tanzkunst bricht. Zunächst lehnte Bel die Anfrage der Theatergruppe dankend ab. Aber als er ihre Arbeiten sah, entdeckte er ihr unglaubliches Potenzial. «Disabled Theater» erzählt die Geschichte seiner ersten Begegnung mit den Schauspielerinnen und Schauspielern des Theater HORA. Mit ihrer Hilfe wird ein Theater erforscht, das keine Regeln befolgt. Die Schauspielerinnen und Schauspieler sind nichts weniger als sich selbst, wenn sie auf die Bühne treten und sich vorstellen mit Namen, Alter, Beruf und Behinderung und tanzend zeigen, was sie «drauf» haben. Die Authentizität der Performer, ihre Einzigartigkeit und ihre Hemmungslosigkeit berühren, irritieren und beschämen zugleich und lösen entsprechend Kontroversen aus.  

Christian Spuck, Jurymitglied:

«Theater HORA ist mit Jérôme Bels ‹Disabled Theater› eine Tanz- und Theaterproduktion gelungen, die emotional überwältigt. Auf einem schmalen Grat zwischen Darstellen und Blossstellen berührt dieser Tanz in seiner Ehrlichkeit zutiefst. Den Schauspielerinnen und Schauspielern gelingt es, einen Ausdruck des nach Freiheit strebenden Selbst zu vermitteln: Der Tanz besticht durch seine pure Authentizität und spricht aus dem Herzen. Irritation, Unmittelbarkeit und Hinterfragung verbinden sich virtuos zu einem Meisterwerk, dem man sich nicht entziehen kann.»

Theater HORA

Das Theater HORA wurde 1993 vom Theaterpädagogen Michael Elber gegründet. Seinen Namen erhielt es von der in der ersten Produktion vorkommenden Figur HORA aus Michael Endes Geschichte «Momo». Seit 1998 arbeitet das Theater HORA mit Gastregisseuren und Choreographen zusammen. Zielsetzung war und ist, die künstlerische Entwicklung von Menschen mit einer geistigen Behinderung zu fördern und ihnen auf einem professionellen Niveau zu ermöglichen, ihr aussergewöhnliches Können einem breiten Publikum zu zeigen. Im Rahmen des Berliner Theatertreffens 2013 wurde die geistig behinderte Schauspielerin Julia Häusermann mit dem Alfred-Kerr-Darstellerpreis ausgezeichnet.