Paola De Martin

Paola De Martin

Vom eigenen Modelable zur Kulturwissenschaftlerin und Aktivistin für Gerechtigkeit 

"Die Eidgenössische Designkommission würdigt Paola De Martin, weil sie das klassische Profil einer Designpädagogin zu einer facettenreichen und einflussreichen Persönlichkeit erweitert. Darüber hinaus trägt sie aktiv und innovativ zu vielen nationalen und internationalen Plattformen bei, auf denen Designgeschichte entsteht und verbreitet wird. Die Themen von De Martins transdisziplinärer Arbeit sind in der heutigen Zeit zukunftsweisend und zwingend."

Kommentar der Eidgenössischen Designkommission

Mit ihrem beruflichen Hintergrund als Textildesignerin, Historikerin und Dozentin erforscht Paola De Martin seit Jahren den Klassismus und andere Diskriminierungsformen in unserer Kultur. Ihre Auseinandersetzung mit Normen, Regeln und Strukturen ist wegweisend für die Designforschung. Schon in ihrer Dissertation «Give us a break!» beschäftigte sie sich mit dem Gefühl von Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit in der Zürcher Designszene, in der sie in den 1990er Jahren als Textilstudentin und später als Mitbegründerin des Modelabels Beige tätig war. Ausgangspunkt waren Erfahrungen, die sie aufgrund ihrer sozialen Herkunft aus einer bildungssystemfernen, migrantischen Arbeiterfamilie machte. Die Arbeit ist eine Kritik an den bestehenden Strukturen, die reflexartig Menschen mit unterprivilegiertem Hintergrund aus dem Feld ausschliessen, sie in Schubladen stecken und andere bevorzugen und weitertragen.
Als Dozentin an Hochschulen für Gestaltung und als Postdoc an der ETH lehrt sie, über Ausschlüsse zu reflektieren und ermutigt Studierende, ihre soziale Herkunft und Privilegien intersektional zu erforschen.

Paola De Martin, geboren 1965, ist aus Zürich und Belluno (I). Sie lebt und arbeitet in Zürich.