Sibylle Hagmann

Awarded

Sibylle Hagmann

Schrift 'Odile'

Grafikdesign

Jurybericht

Keine Angst vor dem Ornament
Die Schrift­ge­stal­te­rin Si­byl­le Hag­mann – no­ta­be­ne eine der we­ni­gen weib­li­chen Ver­tre­te­rin­nen ihres Fa­ches – kann auf eine viel­sei­ti­ge in­ter­na­tio­na­le Kar­rie­re zu­rück­bli­cken; sie lebt, ar­bei­tet und un­ter­rich­tet heute in den USA. Nach einer ers­ten Aus­bil­dung an der Schu­le für Ge­stal­tung in Basel hat sie einen Mas­ter­ab­schluss in Gra­fik­de­sign am Ca­li­for­nia In­sti­tu­te of the Arts er­wor­ben. Er­fri­schend hebt sie sich von der Tra­di­ti­on der Schwei­zer Schrift­ge­stal­tung ab, ohne deren Wur­zeln zu ver­leug­nen. An der Bas­ler Schu­le, sagt sie rück­bli­ckend, sei Adri­an Fru­ti­gers 'Uni­vers' quasi all­mäch­tig ge­we­sen. Si­byl­le Hag­mann hat heute einen eklek­ti­schen Zu­gang zur Ty­po­gra­fie, was wohl mit der we­sent­lich jün­ge­ren und we­ni­ger tra­di­ti­ons­ge­bun­de­nen Pra­xis der Schrift­ge­stal­tung in den USA zu tun hat. Ge­konnt nutzt Hag­mann den dem Me­di­um im­ma­nen­ten engen Raum für In­no­va­ti­on. Eine neue Schrift er­fin­den, sagt sie, sei etwa so schwie­rig wie einen wirk­lich neuen Stuhl ent­wer­fen. 'Odile' je­doch ver­bin­det In­no­va­ti­on mit Tra­di­ti­on, be­zieht sie sich doch auf die 'Char­ter', eine ame­ri­ka­ni­sche Schrift, die Wil­liam Ad­di­son Dwigg­ins in den 1930er-Jah­ren an­ge­legt, je­doch nie zu Ende ent­wor­fen hat. Hag­manns Ziel ihrer Wei­ter­ent­wick­lung war eine Schrift, die sich auch für län­ge­re Texte als le­se­freund­lich er­weist. Das Re­sul­tat der mehr­jäh­ri­gen Ent­wurfs­ar­beit zeigt sich be­schwingt und bleibt gleich­zei­tig an­ge­nehm dis­kret. In­no­va­ti­on in der Schrift­ge­stal­tung ist hier mög­lich, da ein über­zeu­gen­des Kon­zept mit einem star­ken Ge­spür für Form ge­paart wird. 'Odile' kommt als neun­tei­li­ge Schrift­fa­mi­lie daher, er­hält­lich von Re­gu­lar über Kur­siv bis hin zu ran­ken­ver­zier­ten In­itia­len. In ihrer neun­ten, ver­spiel­tes­ten Va­ri­an­te kennt sie keine Be­rüh­rungs­angst mit dem Or­na­ment: Sie be­steht ganz aus Ran­ken­mo­ti­ven oder abs­trak­ten Zei­chen. Nicht wei­ter er­staun­lich, dass das Künst­ler­paar Gerda Stei­ner und Jörg Lenz­lin­ger, be­kannt ge­wor­den mit flo­ra­len In­stal­la­tio­nen, die Schrift be­reits für Aus­stel­lungs­ein­la­dun­gen ein­setz­te.
Peter Stoh­ler

Biografie

Sibylle Hagmann
Geboren
1965
Ausbildung
Grafikerin, MA of Fine Arts