Erwan Frotin

Awarded

Erwan Frotin

Fotoserie 'Menu de Printemps'

Fotografie

Jurybericht

Skulpturale Leckerbissen
Wie prä­sen­tiert man aus­ge­such­te In­gre­di­en­zen eines üp­pi­gen Mahls? Der in Lau­sanne und Paris tä­ti­ge Fo­to­graf Erwan Fro­tin wurde von einem Lon­do­ner Re­stau­rant be­auf­tragt, eine Reihe von Farb­fo­to­gra­fi­en zu schaf­fen, wel­che in einer ex­klu­si­ven Pu­bli­ka­ti­on ab­ge­druckt wur­den. Der Fo­to­graf liess sich vom Koch des Re­stau­rant 'Sketch', Pier­re Ga­g­n­ai­re, in­spi­rie­ren. Die­ser ist be­kannt für seine ge­wag­ten Kom­bi­na­tio­nen von ganz un­ter­schied­li­chen Nah­rungs­mit­teln. Was Erwan Fro­tin in ins­ge­samt elf köst­li­chen Ta­bleaus nun meis­ter­haft ar­ran­giert, ist höchst un­ge­wöhn­lich: An einer di­rek­ten Il­lus­tra­ti­on eines Menus war er nicht in­ter­es­siert, viel­mehr hat er sich von den Nah­rungs­mit­teln und der Men­u­fol­ge der klas­si­schen fran­zö­si­schen Küche an­lei­ten las­sen. So sehen wir nun al­ler­lei ex­qui­si­te Le­cker­bis­sen, wie sie für Vor­spei­sen, Haupt­gang und Des­sert Ver­wen­dung fin­den.
Erwan Fro­tins ver­frem­den­de und doch sehr prä­zi­se Ar­ran­ge­ments, für wel­che er schon vor zwei Jah­ren im Eid­ge­nös­si­schen Wett­be­werb für De­sign aus­ge­zeich­net wurde, fin­den sich auch in die­sem Werk wie­der. Ei­gent­lich Ver­trau­tes wird auf un­ge­wöhn­li­che Art und Weise prä­sen­tiert: Da ver­wan­deln sich nun Brot­schei­ben zu Ge­birgs­for­ma­tio­nen, auf denen Schwäm­me zu wach­sen schei­nen. Ver­füh­re­ri­sche, er­di­ge Trüf­fel­knol­len sind in Ge­sell­schaft von hoch­weis­sen Eiern fo­to­gra­fiert, un­heim­lich schwar­ze See­igel mit einer farb­lich kon­tras­tie­ren­den Zi­tro­ne. Ein de­ko­ra­tiv ar­ran­gier­tes Feld­huhn scheint in sei­nen ge­öff­ne­ten Flü­geln einen gelb-rot ge­spren­kel­ten Salat zu tra­gen, Kä­se­lei­ber tür­men sich gegen die Ge­set­ze der Schwer­kraft auf, das Pis­ta­zien­eis wird dra­ma­tisch zum Gip­fel ge­formt. Mit Sinn für das aus­ge­feil­te skulp­tu­ra­le Ar­ran­ge­ment, für farb­lich rei­zen­de Kon­tras­te und mit leicht sur­rea­lem Touch türmt Fro­tin Le­bens­mit­tel in einer über­fül­le auf, so dass man sich bald fra­gen muss: Wird es nicht doch zu viel? Ver­geht einem nicht der Ap­pe­tit? Und un­wei­ger­lich las­sen diese Fotos an die üp­pi­gen hol­län­di­schen Still­le­ben des 17. Jahr­hun­derts den­ken. Auch da wurde Fülle zur über­fül­le ge­stei­gert, und ver­schwen­de­ri­sches enies­sen be­deu­te­te stets auch, an die Ver­gäng­lich­keit aller ir­di­schen Ge­nüs­se er­in­nert zu wer­den.
Peter Stoh­ler

Biografie

Erwan Frotin
Geboren
1978
Ausbildung
Fotografie

auch im Jahr