Anna-Marija Adomaityte, 1995 in Litauen geboren, absolvierte von 2014 bis 2017 einen Bachelor in zeitgenössischem Tanz an der Manufacture in Lausanne. Ausserdem schloss sie parallel zu ihrer choreografischen Arbeit einen Master in Bildender Kunst an der ECAL in Lausanne ab. Ihr aktuelles, erst drittes Werk «TikTok-Ready Choreographies» überzeugte durch ihre Zusammenarbeit mit einer Gruppe junger TikTokerinnen. Anna-Marija Adomaityte gründete 2019 in Genf ihre Tanzcompagnie A M A. Sie war zudem in den Jahren 2019 und 2020 assoziierte Künstlerin im Residenzprogramm des L’Abri. Ihr zweites Stück «Pas de deux», das am Festival La Bâtie 2021 in Genf Premiere hatte, wurde 2022 zur Teilnahme am European Dance Network Aerowaves ausgewählt. Ihre Compagnie A M A profitiert aktuell von der COMPASS-Nachwuchsunterstützung der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia.
Ihr erstes Stück «workpiece», in Zusammenarbeit mit Gautier Teuscher, basierte auf ihren Arbeitserlebnissen bei McDonald’s und tourte in mehreren europäischen Ländern. Im zweiten Stück «Pas de deux» lässt sie Mélissa Guex und Victor Poltier zur Live-Musik von Gautier Teuscher gegen vorgegebene gesellschaftliche Normen eines zeitgenössischen «Pas de deux» tanzen. Auf einem tiefblauen Boden führen eine Frau und ein Mann die Gestik einer romantischen Beziehung vor. In der Erschöpfung der hektischen Bewegungen versucht das Duo sich von der Gewalt der Heteronormativität zu befreien. In ihrem aktuellen Werk «TikTok-Ready Choreographies» setzt sie ihre Suche nach der Ausreizung von Gesten mit sieben jungen TikTokerinnen aus der Romandie fort. Anna-Marija Adomaityte erkundet, wie Jugendliche ihre Körper inszenieren und fragt, was passiert, wenn eine Gruppe von Jugendlichen gemeinsam die typischen Gesten von TikTok seziert. «TikTok-Ready Choreographies» wurde vom Pavillon des ADC in Genf und vom Théâtre Vidy-Lausanne koproduziert und an beiden Orten im Frühjahr 2024 gezeigt.
Anna-Marija Adomaityte hat als aufstrebende Choreografin in den letzten vier Jahren eine beindruckende Entwicklung vollzogen ‒ vom Solo zum Duo und schliesslich zum Gruppenstück. Immer wieder untersucht sie gesellschaftliche Phänomene wie mit einer Lupe. Die monotonen Arbeitsabläufe in einem Fastfood-Restaurant oder das Drama einer einengenden genormten Liebesbeziehung werden mit minimalen repetitiven Gesten umgesetzt, die ins Mark treffen. Ihr aktuelles Gruppenstück «TikTok-Ready Choreographies» hat sie mit einer Gruppe von jugendlichen Tiktok-Tänzerinnen erarbeitet. Was normalerweise im virtuellen Raum präsentiert wird, wird real greifbar in einer berührenden und faszinierenden Vorstellung. Hüften wackeln, Arme schwingen, Blicke werden ausgetauscht von jungen Mädchen, die den vorgegebenen Systemen mit Eigensinn, Humor und hoher Präzision trotzen.