Théâtre du Loup
Vielseitiges Theaterzentrum
Schweizer Theaterpreis 2020
Das Théâtre du Loup ist eine unabhängige Compagnie, die 1978 in Genf von Eric Jeanmonod und Sandro Rossetti gegründet wurde. 1981 stiessen Rossella Riccaboni und 2012 Adrien Barazzone hinzu. Bereits in den ersten Jahren gastierte die Compagnie am Festival La Bâtie, das vom Théâtre du Loup mitgegründet worden war, und spielte wie im ‘Bois de la Bâtie’ umsonst und draussen in Parks oder im Zelt. In den folgenden Jahren fanden sich Spielstätten in Genf, darunter der Salle Patiño, das Théâtre St. Gervais, das Théâtre du Grütli, oder auch das Vidy in Lausanne. Die Compagnie tourte bereits in den 1980er-Jahren international zu Festivals, wie zum Zürcher Theater Spektakel oder nach Frankreich, Belgien, Italien und Kanada. 1992 wurde das an der Comédie de Genève produzierte «Le retour de Krazy Kat» mit dem Prix romand du spectacle indépendant ausgezeichnet. In der Folge entstand die Idee eines eigenen Theaters, das 1993 als Ort für Kreation, Produktion und Ausbildung am Puls der Zeit eröffnete.
Über 60 Produktionen entstanden bisher, darunter auch Werke für ein junges Publikum. Eine Theatersaison umfasst eine bis drei Eigenproduktionen und vier bis fünf Gastspiele lokaler Compagnien mit insgesamt rund 100 Aufführungen. Generell sind die Stücke des Théâtre du Loup bildhaft, beinhalten Stilelemente der Pantomime, oft Live-Musik und ein Spiel mit Masken. Das Repertoire umfasst Musiktheaterproduktionen, beispielsweise «Petit hommage à Charlie Chaplin» (1989) oder zur 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft «Viva la musica» (1991). Rund 100 Kinder zwischen 7 und 16 Jahren werden jedes Jahr in der eigenen Schule ans Theater herangeführt. 2014 richtete das Théâtre du Loup «Le Muzoo» ein, das sich der Sammlung des Theaters widmet. Bei freiem Eintritt bietet dieses Reich – etwas zwischen Galerie, Kuriositätenkabinett und Höhle von Ali Baba – direkt neben dem Theater sonntagnachmittags szenografische Schätze, Masken und Plakate aus der Geschichte des Théâtre du Loup. Auch ein Film «Loup Story, le film» veranschaulicht den Parcours der Compagnie seit ihren Anfängen.
«Seit der Antike wird der Wolf mit dem Gott Apollon assoziiert als Symbol der Kraft der Winde, die Chaos und Kosmos verbinden. Dieser Wolfsgott ist der Herr des Übergangs und der Gott der Initiation. Er verwandelt die chaotischen Kräfte der Adoleszenz ins Erwachsenwerden, enthüllt durch seine Prophezeiungen die verborgene Welt und führt Poet*innen, Musiker*innen in ihre Kunst ein. Unter den Auspizien Apollons besticht das Théâtre du Loup aus Genf durch seine Konstanz, seinen Wunsch nach dem Erreichen aller Publikumsschichten, seine Schaffenskraft und Innovation sowie durch die Fähigkeit, sich über Generationen immer wieder neu zu erfinden. Im Sinne des Wolfsgotts möge dieser schöne Ort in Zukunft so bleiben wie er ist.»
Georges Grbic, Jurymitglied