Robert Hunger-Bühler

Robert Hunger-Bühler
Robert Hunger-Bühler
© BAK/Geoffrey Cottenceau & Romain Rousset

Robert Hunger-Bühler

Verschwinden im Spiel

Herausragender Schauspieler 2015

Robert Hunger-Bühler, geboren 1953 im Thurgau, erhielt seine Schauspielausbildung von 1970 bis 1974 an der Schauspielakademie Zürich (heute ZHdK) und studierte Theaterwissenschaften und Philosophie in Wien. Er war als Schauspieler und Regisseur in Wien, Bonn, Düsseldorf und Freiburg tätig. Weitere Stationen waren die Freie Volksbühne Berlin, die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, die Schaubühne am Lehniner Platz, das Berliner Ensemble und das Burgtheater Wien. Er arbeitete u.a. mit den Regisseuren Jossi Wieler, Frank Castorf, Andrea Breth, Claus Peymann, Luc Bondy, Stefan Pucher, Johan Simons, Klaus Michael Grüber, Barbara Frey und Christoph Marthaler. In Peter Steins legendärem, für die Expo 2000 in Hannover produzierten Faust-Projekt spielte er den Mephisto. Seit der Spielzeit 2002/03 ist er Ensemblemitglied am Schauspielhaus Zürich.

Am Schauspielhaus Zürich war Hunger-Bühler u.a. als Danton in «Dantons Tod» in der Regie von Christoph Marthaler zu sehen. In den Inszenierungen von Stefan Pucher gab er u.a. Richard III., Shylock («Der Kaufmann von Venedig»), Willy Loman («Tod eines Handlungsreisenden») und Hamm («Endspiel»). In Houellebecqs «Elementarteilchen» spielte er den Michel – Regie führte Johan Simons. Die meisten dieser Aufführungen wurden zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Als Regisseur inszenierte er u.a. «Alles ist zu ertragen, nur nicht Überglücklichkeit» (Robert Walser) und am Schauspielhaus Zürich «Oblomov». Er wirkte zudem in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit – so in «Giacomo Casanova», «Unter dir die Stadt» (eingeladen zu den Filmfestspielen in Cannes 2010), «Die Akte Grüninger» oder im «Tatort». 2012 erschien in der Edition Howeg sein Haiku-Band «Herzschlag – Zeit».

«Der Schauspieler ist ein Reisender der Seele. Er verdeutlicht Tag für Tag die Wahrheit, dass es zwischen dem, was ein Mensch sein will, und dem, was er tatsächlich ist, keine Grenze gibt. Ein Schauspieler muss sich immer wieder verlieren, um sich wieder zu finden. Vielleicht ist der Schauspieler deshalb eine Art Don Juan der Erkenntnis. Robert Hunger-Bühler ist ein solcher Don Juan. Er verschwendet sein Leben auf der Bühne, von Moment zu Moment, von Herzschlag zu Herzschlag. Er tut dies seit über 30 Jahren – und sagt, es gehe dabei weniger um das Zeigen als um das Verschwinden. Für die grossartigen Theatermomente, die er dem Publikum mit diesem Verschwinden schenkt, erhält Robert Hunger-Bühler die diesjährige Auszeichnung als herausragender Schauspieler.»

Mathias Balzer, Jurymitglied