«Speechless Voices» Compagnie Greffe/Cindy Van Acker
Aktuelles Tanzschaffen
«Speechless Voices», das im Rahmen des Steps Tanzfestivals 2018 uraufgeführt wurde, ist inspiriert von Bildern des zeitgenössischen belgischen Malers Michaël Borremans. Cindy Van Acker setzt die sechs Tänzerinnen und Tänzer wie Figuren in diese Szenerien, eingebettet in die bildhafte Umgebung, selbst wenn sie tanzen. Auch einige archaische Rituale dienten der Choreographin als Ausgangspunkt für die Komposition des Tanzes sowie für die Kreation der Kostüme und des Schmucks durch die belgische Künstlerin Marie Artamonoff. Für die wilden Rituale in Relation zu den zivilisierten liess sich Cindy Van Acker zudem stark von Pier Paolo Pasolinis Film «Medea» inspirieren. In «Speechless Voices» entstehen Gegensätze in der Gemeinschaft von An- und Abwesenheit oder Allein- und Zusammensein. Weitere Kontraste ergeben sich aus den rituellen Tanztableaus und der elektronischen Musikkomposition von Mika Vainio, an den das Stück auch eine Hommage ist, denn Cindy Van Acker arbeitete oft mit dem finnischen Musiker zusammen, der 2017 tödlich verunglückte.
Cindy Van Acker/Compagnie Greffe/Speechless Voices
«Wie können wir das Unsagbare aussprechen, die Abwesenheit zeigen und uns der Trauer stellen? Auf der Suche nach Antworten auf diese schwierigen Fragen vertraut Cindy Van Acker auf die evokative Kraft des Tanzes und auf die Wirkung einer dämmrigen Bühne, auf der sich die Ästhetiken vermischen. Mit einem verblüffenden Spiel der Verknüpfungen lässt sie die Geschehnisse durch das Unbewusste nacherzählen und verkörpert so das Chaos der Emotionen. Die Choreographie versetzt der mittelalterlichen Bildhauerkunst nachempfundene Weinende aus dem Manierismus von Grabskulpturen oder Kultbildern in unsere Zeitgeschichte. Unter einem barocken Kristallleuchter setzen die Loops der Elektro-Musik den Rhythmus zu diesem packenden Abschiedsritual.»
Compagnie Greffe/Cindy Van Acker
Cindy Van Acker, geboren 1971 in Belgien, tanzte nach einer klassischen Ballettausbildung beim Ballet Royal de Flandre und kam 1991 zum Ballet du Grand Théâtre nach Genf. Ab 1994 choreographierte sie eigene Stücke und gründete 2002 die Cie Greffe, als sie anlässlich ihres Solos «Corps 00:00» internationale Anerkennung erfuhr. «Pneuma» war 2005 ihr erstes Gruppenstück für acht Tänzerinnen und Tänzer. Im gleichen Jahr lud sie der italienische Regisseur Romeo Castellucci zur Biennale nach Venedig ein, was zu einer künstlerischen Zusammenarbeit der beiden führte. In der Saison 2006/2007 zeigte sie am Théâtre du Grütli in Genf das Frauentrio «Kernel», bei dem sie erstmals mit dem Komponisten Mika Vainio zusammenarbeitete. Neben den Kreationen mit der Cie Greffe schuf Cindy Van Acker Werke für das Ballet Junior und das Ballet du Grand Théâtre in Genf, P.A.R.T.S. in Brüssel oder das Ballet de Lorraine. «Diffraction» (2011) erhielt im Rahmen der ersten Verleihung der Schweizer Tanzpreise 2013 eine Auszeichnung im Wettbewerb «Aktuelles Tanzschaffen».