Schweizer Grand Prix Tanz 2019

La Ribot
© BAK/Gregory Batardon

La Ribot

Schweizer Grand Prix Tanz 2019

Maria Ribot, geboren 1962 in Spanien, lebt in Genf und ist spanisch-schweizerische Doppelbürgerin. Als 13-Jährige begann sie eine klassische Tanzausbildung in ihrer Heimatstadt Madrid. Anfang der 1980er-Jahre setzte sie ihr Tanzstudium bei Rosella Hightower in Cannes und anschliessend in Deutschland und in New York fort. 1984 liess sie sich in Madrid nieder, wo 1985 ihr erstes Stück «Carita de ángel» entstand. 1986 gründete sie zusammen mit Blanca Calvo die Gruppe Bocanada Danza, die 1989 aufgelöst wurde. Seit 1991 arbeitet Maria Ribot unter dem Künstlernamen La Ribot und wirkt als Tänzerin, Choreographin, Videokünstlerin und bildende Künstlerin. 1997 zieht sie nach London, wo sie die Live Art in den Galerien entdeckt und mit dem zeitgenössischen Tanz vergleicht. Zusammen mit Gilles Jobin lebt sie ab 2004 in Genf und unterrichtet neben ihrer choreographischen Tätigkeit an der Haute École d’Art et de Design (HEAD), wo sie zusammen mit Kolleginnen und Kollegen, u. a. Yan Duyvendak, von 2004 bis 2008 das «art/action»-Programm entwickelte und leitete. Das Festival Tanz im August widmete La Ribot 2017 eine Retrospektive, das Festival d’Automne in Paris im Herbst 2019.

Ihr erstes Solo «Socorro! Gloria!» (1991) choreographiert La Ribot wie eine humoristische, kabarettistische Unterhaltung. Basierend auf Bewegung mit Accessoires und Kostümen parodiert sie zwei weibliche Stereotypen – die nervöse Frau, die öffentlich nicht auftreten kann, und die professionelle Stripperin. Mit diesem Stück spricht sie ein neues Publikum an und lässt sich zu einer ersten 13-teiligen Serie von «Piezas distinguidas» inspirieren, die 1993/1994 aufgeführt werden. In London entsteht eine zweite Serie «Más distinguidas» mit den Nummern 14 bis 26. In diesen Kurzstücken präsentiert La Ribot ihren Körper als «Objet d’art». 2000 entsteht eine dritte Serie «Still distinguished», die sowohl in Galerien als auch in renommierten Theatern gezeigt wird. La Ribot beginnt auch Videoarbeiten zu realisieren. 2011 lanciert sie eine weitere Serie «PARAdistinguidas» für fünf Tänzerinnen, unter ihnen die 2019 ebenfalls ausgezeichnete Marie-Caroline Hominal, und 2016 folgt die fünfte Serie «Another Distinguée». Aus der langen Werkliste von La Ribot kann das Duo «Gustave» (2008) mit der damaligen Leiterin des Centre National de Chorégraphie de Montpellier, Mathilde Monnier, hervorgehoben werden. Gut zehn Jahre später kreieren die beiden mit «Please, Please, Please» (2019) eine weitere gemeinsame Arbeit, in der sie sich an ihre Kinder und an eine zukünftige Generation wenden. Mit «Happy Island», einem Gruppenstück, das La Ribot zusammen mit der inklusiven Compagnie Dançando com a Diferença aus Madeira/Portugal schuf, zeigt sie eine neue Facette ihres künstlerischen Schaffens.

Simona Travaglianti, Jurypräsidentin:

«Maria Ribot verbindet die verschiedenen Genres und erzeugt so ein Sprudeln mit grosser Wirkung. Ihre Kunst ist stark weiblich. Maria Ribot stammt aus Madrid und lebt in Genf. In ihren Projekten ist die politische Aussage ebenso vertreten wie ein Witz, der aus Frische, Humor und Ironie entsteht. Ihre ganze Kunst, ihr Geschmack und ihre Kühnheit verschreiben sich dem Hervorheben: In einer physischen, szenischen und performativen Herangehensweise lässt sie die Schlüsselmomente aufblitzen. Ob sie exklusiv tanzt und dabei Normen und Grenzen der künstlerischen Konventionen auslotet oder inklusiv auf der ‹Happy Island› choreographiert: Sie überrascht, fordert unseren Verstand heraus, amüsiert uns und lädt uns gleichzeitig dazu ein, unsere Positionen gegenüber der Welt zu hinterfragen.»