Hidden Heartache
In diesem Sammelband über marginalisierte Klavierkompositionen aus den letzten 100 Jahren schaffen grosszügige Seitenlayouts und herausragende Typographie Raum für angemessene Würdigung und intensives Studium. Das Grossformat und das blaugraue Softcover mit kleinem Titelbild lassen eher einen Kunst- als einen Textband erwarten, und auch im Innern ist die Gestaltung unkonventionell. Für die zehn Textbeiträge werden alternierend fünf verschiedene Layouts verwendet, von denen vier auf quadratischen, symmetrischen Satzspiegeln in unterschiedlicher Grösse basieren. Während der Satzspiegel in der kleinsten Variante sehr nah am Bund platziert ist, so, als würde der Text aus der Buchmitte hervorquellen, füllt die grösste Variante die Seitenbreite fast vollständig aus. Das fünfte Layout operiert mit zweispaltigem Text und Fussnoten, die eng am oberen Seitenrand gesetzt sind. Alle Layouts bieten starke Metaphern für die Programmatik der Sichtbarmachung von Kunstschaffenden, die bisher nur « in den Fussnoten » und « an den Rändern » der Geschichte vorkamen oder ganz « in der Versenkung verschwunden » waren. Gelegentliche schwarz-weisse Porträts von Komponistinnen und Komponisten, ebenfalls quadratisch, spielen mit Überlagerungen auf die Metapher des « Röntgens » an, welche die Herausgeberin für ihren Zugang zur Musikgeschichte verwendet. Dasselbe gilt für das leicht durchscheinende Papier. Der Band wurde durch eine kantonale Kulturstiftung initiiert und ermöglicht, und er wird von einer 100-minütigen Klaviereinspielung der Herausgeberin ergänzt, die separat zu erwerben ist.
