Starkes Ding

Starkes Ding


In dieser schwarz-weissen Graphic Novel aus dickem Papier interagiert die Gestaltung vielfach geschickt mit den Illustrationen. Die Geschichte handelt vom Vater der Autorin Lika Nüssli, der Anfang der 1950er-Jahre im Toggenburg als Verdingbub arbeiten musste. Unterschiedlich grosse Zeichnungen mit starkem schwarzem Strich und handgeschriebene Texte – sowohl unter den Bildern als auch in den Sprechblasen – sind ohne die genretypischen Bildrahmen frei auf den weissen Seiten arrangiert. Dazwischen sind einzelne fast leere Seiten eingefügt, die in einer Schreibmaschinenschrift jeweils ein oder zwei tagebuchartige Notizen von Nüsslis Vater aus den 2000er- Jahren (oft mit Wetterberichten) zeigen und eine assoziationsreiche Parallelgeschichte ergeben. In derselben Schrift stehen am unteren Rand die Seitenzahlen sowie gelegentliche lexikalische Erläuterungen zu Dialektwörtern im Text. Die enge Zusammenarbeit von Autorin und Gestaltungsteam zeigt sich exemplarisch an einer schwarz bedruckten Seite, die bereits von Aussen im Schnitt sichtbar ist, und die in der Geschichte den Moment markiert, als der Junge von seinen Eltern als Verdingbub abgegeben wird. Das Material wird äusserst sorgfältig behandelt, und Geschwindigkeit und Rhythmus sind hervorragend. Dass die aus der Erinnerung konstruierte Geschichte lückenhaft sein muss, kommt ebenso zum Ausdruck wie die Dringlichkeit und Intensität, mit der sie während der Pandemie – als der Vater schon über 80 Jahre alt war – erzählt wurde.

Herausgeber
Julia Marti, Claudio Barandun, Marie-France Lombardo, Zürich (CH)
Autor
Lika Nüssli, St. Gallen (CH)
Gestaltung
Julia Marti, Claudio Barandun, Zürich (CH)
Druck
OZGraf, Olsztyn (PL)
Verlag
Edition Moderne, Zürich (CH)
ISBN
978-3-03731-227-8