Die Schweizer Literaturpreise 2024 auf Podcast

Die Gespräche werden von zwei Journalistinnen in der jeweiligen Sprache der Autorinnen und Autoren geführt: Christina Caprez auf Deutsch und Romanisch und Valentina Grignoli auf Französisch und Italienisch.


Klaus Merz – Literatur als Pikettdienst

Der Aargauer Klaus Merz wird 2024 mit dem Grand Prix Literatur des Bundesamts für Kultur. Sein erster Gedichtband erschien 1967, seither hat er rund dreissig weitere Bücher veröffentlicht. Die Jury lobt Merz als "eher leise, jedoch umso eindringlichere und gewichtige Stimme, die einen Echoraum weit über die Schweizer Grenze hinaus findet". Inspiration findet der Schriftsteller nicht nur in den Kindheitserzählungen seines Vaters, sondern auch in der Malerei, etwa von Heinz Egger, der seit dreissig Jahren die Coverbilder für Merz' Bücher beisteuert. Im Gespräch mit Christina Caprez in seinem Haus in Unterkulm erzählt Klaus Merz, worin für ihn die Radikalität des Leisen liegt und inwiefern er die Literatur als eine Art Pikettdienst betrachtet..

Dorothea Trottenberg – aus dem Russischen übersetzen, um Brücken in die Zukunft zu bauen

Dorothea Trottenberg ist eine der erfahrensten Übersetzerinnen russischer Literatur ins Deutsche. Für ihr Werk wird sie nun mit dem BAK Spezialpreis Übersetzung ausgezeichnet. Die Jury hebt zwei Eigenschaften hervor, die sie und Ihr Werk auszeichnen: «Eine sanfte Beharrlichkeit» und «eine verblüffende Leichtigkeit, die aus der Grundlage harter Arbeit erwachsen ist.» In Zeiten, in denen der Kontakt zu Russland schwierig geworden ist, kommt der Literatur – und somit auch der Übersetzung – als Brückenbauerin eine noch grössere Bedeutung zu. Ein Gespräch über die Suche nach dem präzisen Stil und über die Schwierigkeit, Kontakt zu einem literarischen Raum aufrecht zu erhalten, der gerade in ein Paralleluniversum abgleitet.

Jérémie Gindre - Tombola

Sept histoires, dont la durée est variable, sept instants de vie presque volés. On participe et on observe  au même temps en lisant Tombola de Jérémie Gindre, un livre qui lui a valu l'un des Prix suisses de littérature 2024, aux Editions Zoe. Un volume, une collection de regards sur de vastes paysages, toujours différents, toujours unis d'une certaine manière. Et cela dit bien le regard et le style de cet auteur, genevois, diplômé de l'École Supérieure des Beaux-Arts de Genève. Tout comme les femmes qui racontent leurs aventures à la troisième personne, toutes différentes mais toutes similaires d'une certaine manière.

Claudia Quadri - Infanzia e bestiario

Un bestiario insolito quello che accompagna Claudia Quadri nel suo passeggiare per le cose e i luoghi della sua infanzia. Che siano cani, pappagalli o gatti, gli animali cui seguono il suo passo, la trasportano, ne anticipano o ostacolano la via non sono mai lì per caso e incontrarli tra le pagine di Infanzia e bestiario, uscito per Casagrande nel 2022, è spesso una piacevole sorpresa, a volte improvvisamente una meraviglia.
Vincitrice del Premio svizzero di letteratura 2024, - già premiata nel 2015 – Claudia Quadrici regala questo racconto intimo e diverito, malinconico quanto lo impone il passare del tempo, nelle fasi della sua vita e dei luoghi che l’hanno caratterizzata, una narrazione in cui il lettore si immerge a poco a poco fino a sentir tintinnare le posate d’argento, vedere i riflessi della piscina dell’albergo, perdersi nell’orto sulle pendici del monte.

Ivna Žic – Schreiben über eine Vergangenheit, die man nicht selber erlebt hat

Ivna Žic denkt darüber nach, wie wir von einer Vergangenheit erzählen, die wir selbst nicht erlebt haben. Ihr Buch «Wahrscheinliche Herkünfte» ist eine Spurensuche zwischen Kroatien, Österreich und der Schweiz, die weit über die eigene Familiengeschichte hinausgeht. Im Gespräch mit Christina Caprez erinnert sich Ivna Žic an ihre ersten Schreibversuche und an den Prozess des «Sicheinbürgerns» in die (Sprach-)Regeln einer Gesellschaft, die den mehrsprachigen Nachklang beim Sprechen und Schreiben als Fehler empfindet anstatt als Reichtum.

Ed Wige – Milch Lait Latte Mleko

Milch Lait Latte Mleko, c'est l'écriture qu’on lit sur une brique de lait, sans le Mleko bien sûr… Ceci est aussi le titre d'un livre de petit format et de grande intensité. Une fille de 8 ans vient d’arriver en Suisse, elle fuit la guerre, elle est avec sa maman. Elle découvre un pays et en même temps elle se sent parfois démunie, parfois seule, parfois heureuse. Son pays à elle lui manque, son père lui manque. On ne sait rien de lui, on devine, de ses mots, des mots d’enfants, qui disent et disent pas. Un langage qui est capable de nous amener éprouver les mêmes émotions, avec la même puissance. Ed Wige est l’autrice de Milch Lait Latte Mleko, cette petite perle editée, et soingnée, par Paulette Editrice.

Dominic Oppliger – ein Schweizer Schlagzeuger auf Tournee durch die USA

Endlose Strassen, weite Landschaften, abgerockte Diners, immergleiche Motels und Clubs. Der Schweizer Schlagzeuger Sämi hat sich seine USA-Tournee glorreicher vorgestellt. Anstelle von aufregenden Flirts mit Groupies langweilt er sich und landet in den Loops seiner nahen und fernen Vergangenheit. Mit einem kreativen Experiment gelingt es ihm allmählich, aus der Routine auszubrechen. «Giftland» ist eine mitreissende Sinnsuche auf Schweizerdeutsch voll Sehnsucht, Witz und Hoffnung und ein Sound, der lange im Ohr bleibt. – Im Gespräch mit Christina Caprez erzählt Dominic Oppliger, warum die Geburt seines ersten Kindes ihn zum Autor gemacht hat und was ihn am Schreiben auf Schweizerdeutschen fasziniert.

Bessora – Vous les ancêtres

Premier dans la chronologie d'une saga entamée en 2018, consacrée à une dynastie boiteuse qui est destinée à de grandes choses, Vous, les ancêtres raconte l'histoire de Jane Welsh, née en Cornouailles puis déportée dans le Maryland, où elle devient une esclave, blanche. Abandonnée par sa jeune mère mourante qui continue cependant à rester près d'elle à travers une fleur de narcisse, et élevée au milieu de mille difficultés, la protagoniste de ce livre découvrira pourtant dans la Bible qu'elle est destinée à être la génitrice d'une lignée très importante.

Une histoire entre réalisme magique, personnages authentiques, voyages dans le temps et descriptions incroyables, démontre que l'on ne reste pas éternellement une victime, révèle que l'amour peut aussi emprisonner, que naître enlève une vie et que la liberté, même lorsqu'elle semble inaccessible, se trouve juste là, à coté de nous.

Judith Keller – ein wilder Road-Trip zweier Frauen durch die Zürcher Agglomeration

Judith Keller

Zwei Frauen auf der Flucht. Sie stehlen einen Lieferwagen und sammeln Gartenstühle und Gartenstatuen ein, die sie später in der Limmat versenken – ohne ersichtlichen Grund. In ihrem Buch «Wilde Manöver» präsentiert Judith Keller einen wilden Road Trip durch die Agglomeration Zürichs. Den Roten Faden bildet ein Polizei-Verhör, bei dem eine der beiden Frauen befragt wird. Sie tischt dem Kommissar immer fantastischere Geschichten auf und redet sich um Kopf und Kragen – ähnlich wie Scheheradazade in 1001 Nacht. Zum Schluss finden wir uns im Jahr 2098 wieder, kein Stein bleibt auf dem anderen: Die Zürcher Sihlpost verschwindet und taucht im Jemen wieder auf, das Hauptgebäude der ETH im östlichsten Teil von Russland. Ob ihr Buch eine Utopie oder eine Distopie ist, erzählt Judith Keller im Gespräch mit Christina Caprez. Für das Interview wählte sie die Offene Rennbahn Oerlikon, ein historisches Stadion für Radrennen – einer der Schauplätze im Buch «Wilde Manöver».

Intro

Christina Caprez und Valentina Grignoli sprechen über die Werke der Preisträgerinnen und Preisträger der Schweizer Literaturpreise 2024. 7 Bücher in 15 Minuten, viele Geschichten und eine gemeinsame Verbindung. Dieses Jahr mit einer Neuheit, die die Autorinnen zu einer Gemeinschaft macht.