Ehrenpreis 2022

Fredi M. Murer
© NZZ Christoph Ruckstuhl

Fredi M. Murer – Zauberer und Schlüsselfigur des Schweizer Films
 

Wenn KritikerInnen alle paar Jahre darüber abstimmen, welches der beste Schweizer Film aller Zeiten sei, dann dominiert «Höhenfeuer» diese Umfragen mit schöner Regelmässigkeit. Dieser Film sei ein nationales Kinoereignis, ein Werk mit der Dimension einer griechischen Tragödie, das nicht zu altern scheint.

Fredi M. Murer ist eine Schlüsselfigur des Schweizer Films, ein Filmemacher und Handwerker aus analoger Zeit und als spielfilmender Dokumentarist und dokumentierender Spielfilmer ein Ethnologe im eigenen Land. Die Bergwelt und deren Mystik und Magie haben ihn geprägt. Er kann nicht nur mit seinen Filmen erzählend zaubern. Er verzaubert auch das internationale Publikum und die Piazza Grande in Locarno, als er im Sommer 2019 den «Pardo alla Carriera» für sein Lebenswerk entgegennehmen darf.

Aufgewachsen in einer achtköpfigen Familie in Nidwalden und im urnerischen Altdorf, startet Murer nach einer Ausbildung an der Kunstgewerbeschule in Zürich experimentell und mit dem Anspruch, die Filmkunst neu zu erfinden. Die Aufbruchstimmung in einer noch übersichtlichen Branche voller Autodidakten hat ihn geprägt. Über seine Anfänge im Alter von 22 Jahren sagt er, er sei ein «glücklicher Dilettant» gewesen. Danach folgten zahlreiche Spielfilme und Dokumentarfilme. Mit 75 Jahren erklärt er sein Lebenswerk für abgeschlossen. Seither archiviert er in seinem Zürcher Turmatelier quicklebendig seine Filme und die vielen Skizzenbücher und Zeichnungen, seine zweite Leidenschaft.

Fredi M. Murer war nie verlegen um kritische Aussagen, gerade auch zur Filmpolitik. Heute werde zu sehr auf Drehbuchkonventionen gesetzt, statt dass erfahrenen Regisseuren Vertrauen geschenkt werde. Deshalb wolle er keine Filme mehr drehen. Jahrelang war er Präsident des Filmgestalterverbands und später erster Präsident der Schweizer Filmakademie.