Die Ausstellung Swiss Design Awards / Swiss Art Awards 2022 in Basel konnte über 12’000 Besucherinnen und Besucher willkommen heissen. Dies ist ein neuer Besucherrekord!
Dies hat sicher damit zu tun, dass wir umgezogen sind. Wir sind von der Halle 3 in die Halle 1 und somit näher an den Messeplatz gerückt. Während der «busy» Art Basel Woche sind wir nun noch sichtbarer für das breite nationale und internationale Publikum.
Ein Highlight war dieses Jahr auch wieder die von den Gewinnerinnen und Gewinnern gestaltete Ausstellung der Schweizer Grand Prix Design. Seit über 15 Jahren zeichnet das Bundesamt für Kultur Persönlichkeiten aus, die sich mitten drin und am Rand der verschiedenen Welten des Designs bewegen. Der Reigen der ehemaligen Gewinnerinnen und Gewinner ist Beweis für den breiten Wirkungskreis von Design in Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Die Disziplin wirkt nicht nur in einem dieser Bereiche, sondern funktioniert multidimensional und multiperspektivisch.
Die zwei Preisträgerinnen und der Preisträger des Schweizer Grand Prix Design 2022 arbeiten in komplett unterschiedlichen Bereichen, stellen jedoch alle drei den Menschen ins Zentrum ihres Schaffens:
Susanne Bartsch, Talent Curator und Event Producerin
Verena Huber, Innenarchitektin
Beat Streuli, Künstler und Fotograf
Susanne Bartsch beeinflusst, fördert und inspiriert die Szenen der Mode seit den frühen 1980er Jahren. Ihr Beitrag in Bezug auf Inklusion für die LGBTQ-Szene macht sie zu deren inoffiziellen Schutzpatronin. Ein undogmatisches Arbeiten und das hierarchielose Zusammenbringen von Menschen verbindet sie mit Verena Huber, die weit mehr ist als eine Innenarchitektin. Sie ist ihr Leben lang schon eine neugierige Forscherin, Vermittlerin und Netzwerkerin. Ihr Blick auf die ehemalige Sowjetunion und die osteuropäischen Länder und Kulturen sind in der Designwelt ungewöhnlich. Dieser neuartige Blick auf die Umwelt wiederum verbindet sie mit Beat Streuli: Er stellt seine urbanen Szenen in einen fremden Kontext wie zum Beispiel die Wüste und verändert damit beim Publikum die Wahrnehmung eigener gesellschaftlicher Realitäten.
Die Kommunikation und die Publikation wurde neu vom Lausanner Grafikstudio Eurostandard gestaltet. Damit Sie möglichst viel über ihre Arbeitsweise und Projekte zu erfahren, haben wir die Finalistinnen und Finalisten der Schweizer Designpreise gebeten, einen Fragebogen ausfüllen. Zwei Tendenzen möchten wir mit Ihnen teilen. Von den 50 für die zweite Runde ausgewählten Projekten sind 70% in Kollaborationen entstanden. Dies zeichnet sich in den letzten Jahren immer stärker ab. Die Grenzen der einzelnen Kategorien weichen immer weiter auf und die Projekte entstehen immer öfter in transdisziplinären Kollektiven.
Die zweite Tendenz zeigt sich in der Ausstellung: wir haben so viele Stromanschlüsse wie noch nie installiert! Insgesamt 80 allein für die Finalistinnen und Finalisten. Dies hat sicher mit dem allgemeinen Digitalisierungsschub aufgrund der Pandemie zu tun, aber auch damit, dass gestalterische Gedanken und Prozesse heute mit digitalen Hilfsmitteln realisiert werden. Dies gilt ebenfalls für die Präsentation der Projekte, auch in den im Wettbewerb schon länger etablierten Kategorien. Beim Rundgang durch die Ausstellung wird uns die unaufhaltsame Digitalisierung vor Augen geführt und trotzdem gibt es keinen Ersatz für das Hinreisen, sich physisch Treffen und die Werke live als Ganzes zu erleben. Die Einführung der beiden neuen vergleichsweise jungen Disziplinen Design Research und Media & Interaction Design sind sicher auch ein gewichtiger Grund dieser Tendenzen im Wettbewerb. Und gleichzeitig sind die Tendenzen natürlich auch der Grund, warum die Kategorien im Wettbewerb sind!
Die Jury, die sich aus den Mitgliedern der Eidgenössischen Designkommission und eingeladenen Experten zusammensetzt, steht vor der Herausforderung mit den beiden neuen Kategorien die Bewertungskriterien anzupassen. In Anbetracht der Heterogenität der sieben Wettbewerbskategorien ist das kein leichtes Unterfangen. Ich danke der gesamten Jury für ihren wertvollen Einsatz für diese verantwortungsvolle Aufgabe.
Jedes Jahr präsentieren wir ebenfalls sehr junge Designschaffenden dem breiten Publikum. So machen Diplomarbeiten rund einen Fünftel der Projekte aus. Es zeigt, dass es möglich ist, in der Branche noch nicht etabliert zu sein und trotzdem in die zweite Runde eines nationalen Wettbewerbs zu kommen und in Basel ausgestellt zu werden.
Gewisse Dinge ändern sich jedoch nie: Die Swiss Design Awards sind ein anspruchsvolles Projekt, dass nur dank viel Vertrauen zueinander und grossartiger Zusammenarbeit des gesamten internen und externen Teams zustande kommt. Ich danke allen Beteiligten, die es mit so viel Einsatz und Können mittragen.
Ebenfalls bestehen bleibt erfreulicherweise die Nachbarschaft zu den Swiss Art Awards. Wir teilen mit dem Kunstwettbewerb nicht nur 7'500 m2 in der Halle 1.1, sondern auch die Signaletik (Giliane Cachin) und die Architektur (Truwant + Rodet +), bei der Bestehendes aus früheren Jahren in eine neue Form gebracht wurde. Auch ein Teil des vielfältigen Rahmenprograms entsteht in wertvoller interdisziplinären Zusammenarbeit.
Ich gratuliere und danke allen 17 Gewinnerinnen und Gewinnern, sowie allen 50 Finalistinnen und Finalisten. Ihre Projekte sind es, die es dem Bundesamt für Kultur möglich machen, diesen wichtigen Beitrag zur Stärkung des gesellschaftlichen Bewusstseins für Design umzusetzen und die Swiss Design Awards zu einer so aufregenden Übersichtsschau zu aktuellem Schweizer Design machen.
Anna Niederhäuser
Bundesamt für Kultur
Jury
Die Jury besteht aus den sieben Mitgliedern der vom Bundesrat gewählten eidgenössischen Designkommission sowie vier Expertinnen und Experten.
Präsident
Jörg Boner
Produktdesigner, Zürich
Mitglieder der Eidgenössischen Designkommission
Marietta Eugster
Grafikdesignerin, Paris/Zürich
Cécile Feilchenfeldt
Textildesignerin, Paris
Dr. Davide Fornari
Professor (Research and Development), ECAL, Renens
Nathalie Herschdorfer
Direktorin Photo Elysée, Lausanne
Aude Lehmann
Grafikedesignerin, Zürich
Vera Sacchetti
Designkritikerin und Kuratorin, Basel
Experten
Joy Ahoulou
Fashion Designer, Berlin
Jürg Lehni
Interaction Designer, Zürich
Adrien Rovero
Produktdesigner, Lausanne