Trix & Robert Haussmann

Video/Schnitt: Melanie Hofmann
Musik: Daniel Hobi

Trix & Robert Haussmann, 1933 und 1931

Architekten, Innenarchitekten und Produktgestalter, Zürich

Die Schwei­zer Eid­ge­nos­sen­schaft wür­digt Trix und Ro­bert Haus­s­mann für ihren be­acht­li­chen Bei­trag zur Schwei­zer De­sign- und Ar­chi­tek­tur­ge­schich­te. Ihr en­ga­gier­tes und re­flek­tier­tes Hin­ter­fra­gen äs­the­ti­scher Kon­ven­tio­nen war ihrer Zeit vor­aus und gilt es heute wie­der­zu­ent­de­cken.
Trix und Ro­bert Haus­s­mann darf man zu den wich­tigs­ten Schwei­zer Ar­chi­tek­ten des 20. Jahr­hun­derts zäh­len. Wie sie sich ei­ner­seits einer spe­zi­fisch schwei­ze­risch ge­präg­ten Mo­der­ne ge­zielt an­nah­men, um sich an­de­rer­seits von eben­die­ser in ihrer Ar­beit zu lösen, er­scheint an­läss­lich einer hier­zu­lan­de seit ge­rau­mer Zeit zu be­ob­ach­ten­den neo­mo­der­nis­ti­schen Ten­denz in der Ar­chi­tek­tur umso bri­san­ter. Aus einer zeit­li­chen Dis­tanz gilt es heute vie­les neu zu ent­de­cken: die so­ge­nann­te Serie der 'Lehr­stü­cke', Zeich­nun­gen, Ge­dich­te, Stoff­kol­lek­tio­nen oder ihre Bau­ten wie die Bou­tique Wein­berg oder das Shop­vil­le im Zür­cher Haupt­bahn­hof. Trix und Ro­bert Haus­s­manns Ent­wür­fe sind in man­nig­fal­ti­ger Er­schei­nung an­zu­tref­fen und prä­gen heute un­se­ren All­tag.
Ex­em­pla­risch für ihre Pra­xis fügt sich die über­ra­schen­de Ge­stal­tung der Da Capo Bar in die ur­sprüng­li­che Ar­chi­tek­tur des Haupt­bahn­hofs Zü­rich. Trom­pe-l’œil-Wand­ma­le­rei­en imi­tie­ren im In­ne­ren der Bar die his­to­ri­sche Fas­sa­de. Die nach­ge­ahm­te Klas­si­zi­tät wird dabei je­doch mit skur­ri­len Spie­ge­l­ele­men­ten ge­bro­chen, und mit il­lu­so­ri­schen Mit­teln wird so eine sur­rea­le Si­tua­ti­on ge­schaf­fen. Zu­tiefst im Ma­nie­ris­mus ver­wur­zel­te Ge­stal­tungs­ele­men­te der­ge­stalt ein­zu­set­zen, wi­der­sprach nicht nur der mo­der­nis­ti­schen Lehre, son­dern auch all dem, was Ar­chi­tek­tur in der Schweiz bis­her ge­leis­tet hatte. Ab­seits vom mo­der­nis­ti­schen Dik­tat von Trans­pa­renz ar­chi­tek­to­ni­scher Be­schaf­fen­heit fol­gen ihre ver­spiel­ten Ent­wür­fe einem kri­ti­schen Ma­nie­ris­mus, wie sie ihn als 'ma­nie­ris­mo cri­ti­co' 1980 ge­stal­te­risch ma­ni­fes­tier­ten und ex­pli­zit be­schrei­ben soll­ten. Eine in ein­zel­ne Schub­la­den­seg­men­te auf­klapp­ba­re Imi­ta­ti­on einer an­ti­ken Säule stellt bei­spiels­wei­se als 'Stö­rung der Form durch die Funk­ti­on' eines von neun mo­dell­haf­ten 'Lehr­stü­cken' dar.
Seit der Grün­dung ihres ge­mein­sa­men Büros All­ge­mei­ne Ent­wurfs­an­stalt im Jahr 1967 hin­ter­fra­gen sie in kri­tisch-iro­ni­scher Weise er­starr­te Leh­ren der Ar­chi­tek­tur­ge­schich­te. Im sel­ben Jahr ent­stand die erste ge­mein­sa­me Ar­beit für die Aus­stel­lung 'Chair-Fun' des Schwei­ze­ri­schen Werk­bun­des. Ihr 'Stuhl-Quar­tett' nahm den kri­tisch-iro­ni­schen Un­ter­ton ihres spä­te­ren Ma­ni­fests be­reits vor­weg, wi­der­streb­te es doch jeg­li­cher Funk­tio­na­li­tät: Neben einem zum 'Ma­so-Chair' um­ge­bau­ten Ge­rüst eines Ea­mes-Ses­sels, drei in­ein­an­der ver­wo­be­nen Tho­net-Stüh­len und einem schein­bar schmel­zen­den 'Cho­co-Chair' leuch­te­te in der Aus­stel­lung ein aus Ne­on­röh­ren ge­form­ter An­ti-Stuhl, der bei kleins­ter Be­las­tung in sich zu­sam­men­zu­bre­chen droh­te. Bis heute ar­bei­ten Trix und Ro­bert Haus­s­mann an ihrem kom­ple­xen Werk­kör­per, der von Ar­chi­tek­tur über De­sign und Ar­chi­tek­tur­theo­rie bis hin zur Stadt­pla­nung einen wei­ten Bogen spannt.
Fredi Fisch­li und Niels Olsen