Armin Hofmann

Video/Schnitt: Melanie Hofmann
Musik: Daniel Hobi

Armin Hofmann, 1920

Grafikdesigner und Lehrer, Luzern

Die Schwei­zer Eid­ge­nos­sen­schaft ehrt mit Armin Hof­mann eine der prä­gen­den Fi­gu­ren des Schwei­zer Gra­fik­de­signs sowie einen Leh­rer und Do­zen­ten, der Ge­ne­ra­tio­nen von Gra­fik­de­si­gnern und Leh­rern in der Schweiz wie im Aus­land nach­hal­tig be­ein­flusst hat.
Der Gra­fi­ker und Leh­rer Armin Hof­mann passt so schnell in keine Schub­la­de – schon gar nicht in die Swiss-Style-Schub­la­de, in die er fälsch­li­cher­wei­se oft ge­steckt wird. 'Die Kon­kre­ten haben mich nie be­ein­druckt', sagte er vor zehn Jah­ren an­läss­lich einer Aus­stel­lung sei­ner Pla­kat­ar­bei­ten im Zür­cher Mu­se­um für Ge­stal­tung ge­gen­über der Zeit­schrift 'form'. In­ter­es­sant ist, dass sein vi­su­el­les Vo­ka­bu­lar durch­aus Ge­mein­sam­kei­ten mit dem in den 1950er-Jah­ren von Max Bill, Ri­chard Paul Lohse oder Josef Mül­ler-Brock­mann ent­wi­ckel­ten Stil auf­weist. Zum Bei­spiel die Vor­lie­be für se­ri­fen­lo­se Schrif­ten, das Ent­wer­fen auf Grund­la­ge eines Ras­ters, den Ein­satz von Ty­po­gra­fie als we­sent­li­ches De­si­gnele­ment oder die Prä­fe­renz für Fo­to­gra­fie an­stel­le von Zeich­nun­gen und Il­lus­tra­tio­nen. Auch im ra­di­ka­len Um­gang mit Form und Farbe gibt es Par­al­le­len.
Ent­schei­dend für den Un­ter­schied zu den Kon­kre­ten ist Armin Hof­manns Hal­tung: Er lehnt alles Dog­ma­ti­sche ab und setzt dem seine of­fe­ne Art des Den­kens und Ge­stal­tens ent­ge­gen. Hof­mann ent­wi­ckelt sich und seine Ar­bei­ten stän­dig wei­ter. Kon­trär zum Kon­zept der Kon­struk­ti­ven, er­lau­ben die meis­ten von Hof­manns Pla­ka­ten eine sym­bo­li­sche Les­art: zum Bei­spiel das Bild eines la­chen­den Clowns (für die Spiel­zeit 1960/61 am Bas­ler Stadt­thea­ter) oder sein be­rühm­tes Tell-Pla­kat von 1963, das auf jeg­li­che Al­pen­ro­man­tik ver­zich­tet und statt­des­sen einen Apfel in Schwarz-Weiss ab­bil­det, auf dem in einer fremd wir­ken­den Typo 'Tell' ge­schrie­ben steht. Hof­manns Bild einer mo­der­nen Schweiz? Jeder sei­ner Ent­wür­fe lotet die Mög­lich­kei­ten vi­su­el­ler Kom­mu­ni­ka­ti­on neu aus und hin­ter­fragt sie. Das gilt so­wohl für zahl­rei­che Pla­ka­te, die er für kul­tu­rel­le In­sti­tu­tio­nen in Basel wie das Ge­wer­be­mu­se­um, das Stadt­thea­ter oder die Kunst­hal­le ent­wi­ckelt hat, als auch für seine Kunst-am-Bau-Pro­jek­te oder die Bild- und Wort­mar­ke für die Expo 64.
Was er sich selbst ab­ver­lang­te, mu­te­te er auch der Öf­fent­lich­keit zu: sich einem re­fle­xi­ven, di­dak­ti­schen Pro­zess zu stel­len, an­statt blind auf Re­zep­te zu ver­trau­en. Da­durch nahm er den Re­zi­pi­en­ten für voll und setz­te ihm keine leich­te, ober­fläch­li­che Kost vor. Mit sei­nen teil­wei­se un­ge­wöhn­lich kon­stru­ier­ten Schrif­ten ris­kier­te Hof­mann Ir­ri­ta­tio­nen. Ein mar­kan­tes Bei­spiel hier­für ist sein Pla­kat für die Aus­stel­lung 'die gute form' von 1954. An­statt Pro­duk­te zu zei­gen, ent­schied er sich dafür, Buch­sta­ben­for­men als De­si­gnele­men­te zu ver­wen­den – geo­me­trisch prä­zis, auf­ein­an­der ab­ge­stimmt, aber den­noch abs­trakt und un­kon­ven­tio­nell, weil be­schnit­ten und daher nicht un­be­dingt auf An­hieb les­bar. (Mit sei­ner häu­fig ver­wen­de­ten Kom­bi­na­ti­on von Schwarz und Weiss nahm er üb­ri­gens eine An­ti-Hal­tung zum da­mals weit ver­brei­te­ten Kun­ter­bunt ein. Der Ef­fekt: Schwarz-Weiss fiel schnel­ler ins Auge). Der In­halt könn­te kaum prä­gnan­ter auf den Punkt ge­bracht wer­den: das Pla­kat be­zie­hungs­wei­se des­sen Typo und Kom­po­si­ti­on stel­len das Thema der Aus­stel­lung auf einer Me­ta­ebe­ne selbst dar. Und noch etwas zeigt diese Ar­beit bei­spiel­haft: Aus­gangs­punkt für Hof­manns gra­fi­sche Lö­sun­gen war immer der In­halt, mit dem er sich so aus­führ­lich be­schäf­tig­te, wie es in der heu­ti­gen durch­ge­tak­te­ten Zeit nicht mehr mög­lich wäre.
Seine di­dak­ti­sche Me­tho­de des Ge­stal­tens und seine Un­be­fan­gen­heit mach­ten ihn zu einem per­fek­ten Leh­rer. Er be­ein­fluss­te Ge­ne­ra­tio­nen von Stu­den­tin­nen und Stu­den­ten in der Schweiz und im Aus­land, vor allem in den USA, Gross­bri­tan­ni­en und sogar in In­di­en. Hof­mann ge­hör­te zu den we­ni­gen Do­zen­ten, denen die Lehre ge­nau­so wich­tig war wie die ei­ge­nen Pro­jek­te. Dass er kei­nen Un­ter­schied mach­te, lag daran, dass er seine Lehr­tä­tig­keit nicht als ein­sei­tig emp­fand. Sprich: nicht nur die Schü­ler lern­ten von ihm, son­dern auch er war offen für deren Im­pul­se. 'Ge­stal­ten heisst auch, sich sei­ner ethi­schen Ver­ant­wor­tung be­wusst zu sein', lau­te­te eine von Hof­manns Bot­schaf­ten für den Nach­wuchs. Je kom­ple­xer die Um­welt, desto re­du­zier­ter und kla­rer müsse das De­sign sein, fand Hof­mann. Ein As­pekt, der heute wich­ti­ger ist denn je und der zeigt, wie Armin Hof­manns An­satz bis in die Ge­gen­wart wirkt.
Ka­tha­ri­na Al­tem­ei­er