Noha Mokhtar

Awarded

Noha Mokhtar

Fotoserie 'Al Fassad / La Corruption'
Videoarbeit 'El Hob wal Melh / Amour et sel'

Fotografie

Jurybericht

Ein intelligentes Puzzle
Die junge Lau­san­ne­rin Noha Mokhtar hat mit zwei Ar­bei­ten den Eid­ge­nös­si­schen Preis für De­sign 2012 ge­won­nen: mit der Vi­deo­ar­beit 'El Hob wal Melh / Amour et sel' und der Fo­to­se­rie 'Al Fas­sad / La Cor­rup­ti­on'. Die bei­den Pro­jek­te waren zu­gleich ihre Di­plom­ar­beit, mit der sie 2011 an der ECAL als vi­su­el­le Ge­stal­te­rin ab­ge­schlos­sen hat.
Aus­gangs­punkt für die Vi­deo­ar­beit waren zwei Be­ob­ach­tun­gen: Der Fern­se­her steht im Zen­trum jedes ara­bi­schen Wohn­zim­mers, und das Wohn­zim­mer selbst ist der wich­tigs­te Raum des Hau­ses. Dort wer­den Gäste emp­fan­gen, und man stellt sei­nen Reich­tum zur Schau. Der In­nen­ein­rich­tung die­ser Sa­lons wird meist sehr viel Auf­merk­sam­keit ge­schenkt. Bis ins letz­te De­tail sind die prunk­vol­len Möbel und De­ko­ra­tio­nen durch­kom­po­niert, und zwar auf eine Weise, dass man sich fra­gen muss, ob in die­sen Räu­men über­haupt ge­lebt wird oder ob sie blos­se In­sze­nie­rung sind.
Die Ka­me­ra ist auf eine Fern­seh­sze­ne ge­rich­tet, in der eine ara­bi­sche Soap-Ope­ra mit his­to­risch-po­li­ti­schem Hin­ter­grund läuft. Un­ter­ti­tel hel­fen dem Be­trach­ter, das Drama zu ver­ste­hen, wel­ches sich ge­ra­de zwi­schen einer Frau und einem Mann in einem opu­len­ten Re­prä­sen­ta­ti­ons­raum ab­spielt. Die Ka­me­ra schwenkt nach rechts vom Fern­se­her weg, und lang­sam wech­selt das Bild vom fik­ti­ven in das reale Wohn­zim­mer, in dem die Ka­me­ra steht. Der Ton und die Un­ter­ti­tel lau­fen wei­ter, und das Bild zeigt in einer lang­sa­men 360-Grad-Dre­hung die In­nen­ein­rich­tung des Rau­mes. Die Gren­zen zwi­schen Rea­li­tät und Do­ku­men­ta­ti­on ver­wi­schen sich, und man ver­gisst leicht, dass die Prot­ago­nis­ten nicht hin­ter der tat­säch­li­chen Ka­me­ra ste­hen, son­dern dass sich die Szene noch immer im Fern­se­hen ab­spielt.
In der Fo­to­se­rie 'Al Fas­sad / La Cor­rup­ti­on' setzt sich Noha Mokhtar mit dem Innen und Aus­sen, mit dem Or­na­ment und der Fas­sa­de der ägyp­ti­schen Ge­sell­schaft aus­ein­an­der, indem sie be­ob­ach­tet, wie sich das Land nach aus­sen prä­sen­tiert. Die Fo­to­gra­fin stellt Film­ku­lis­sen, Bau­stel­len von neuen Pa­läs­ten und Rui­nen in Kairo ein­an­der ge­gen­über. Es han­delt sich aber nicht um eine rein do­ku­men­ta­ri­sche Ar­beit. Die Fo­to­gra­fin mischt ar­chi­tek­to­ni­sche An­sich­ten mit künst­le­ri­schen Bild­kom­po­si­tio­nen von Stof­fen und Mus­tern, na­he­zu skulp­tu­ra­len Kleenex-Bo­xen und Stucka­tu­ren aus Plas­tik. Noha Mokhtar ver­steht es, in bei­den Ar­bei­ten ein in­tel­li­gen­tes Puz­zle zu­sam­men­zu­fü­gen und einen uns wenig be­kann­ten Blick auf den mitt­le­ren Osten zu er­öff­nen.

Biografie

Noha Mokhtar
Geboren
1987
Ausbildung
Photographer

Web