Awarded
Maria Trofimova
Fotoarbeit 'BYZANTINE SUPERJET (The Field of Wonders)' (Diplomarbeit)
Fotografie
Awarded
Fotoarbeit 'BYZANTINE SUPERJET (The Field of Wonders)' (Diplomarbeit)
Fotografie
Ein möglicher Weg der Erinnerung
Maria Trofimova gewinnt einen Eidgenössischen Förderpreis für Design mit ihrer Diplomarbeit 'BYZANTINE SUPERJET (The Field of Wonders)'. Bereits im Titel treffen zwei Welten aufeinander: In Windeseile werden wir mit Hilfe modernster Technik in eine andere, vielleicht vergangene Welt katapultiert. Mit dem Untertitel legt Maria Trofimova eine weitere Fährte aus. Das Feld der Wunder öffnet in der Tat ein weites Feld der Fantasie, der Kuriosa, der möglichen Klischees, der Stereotypen oder wie sich herausstellt, des ethnographischen Blicks.
1990 aus Russland in die Schweiz gekommen, absolvierte Maria Trofimova die Schulen in der Schweiz. Es bleiben die vagen Kindheitserinnerungen einer Sechsjährigen aus einer fernen, allenfalls vergangenen Zeit. Für ihre Diplomarbeit entschliesst sie sich zurückzukehren in ein Land, das das ihre ist, wo sie nun aber Touristin bleibt. Was geschieht nach all den Jahren, wenn sich Fantasie, Klischees des Westens über Russland und Realität treffen? Das war es, was Maria Trofimova wissen wollte. Einerseits für sich, andererseits aber auch als Studie im Umgang mit Fremd- und Eigenwahrnehmung sowie mit Fremd- und Eigenbildern. Es geht dabei um den Umgang mit Erinnerung, um das Suchen und Finden derselben, aber auch um den Versuch, daraus eine eigene Identität zu entwerfen oder zu prägen. Und letztlich – und ziemlich ernüchternd – auch darum, aufzuzeigen, dass kaum ein Unterschied besteht zwischen Familienbildern, Propagandabildern aus der Zeit der Sowjetunion, dokumentarischen, inszenierten und gefundenen Bildern. Ein Spiel mit vielen gelegten Fährten. Die fotografische Arbeit mündet in einem vierundvierzig-seitigen Tagebuch in A3-Format. Eine Welt wird aufgeklappt, die uns zugleich seltsam fremd und vertraut erscheint. Liebevolle Anleihen in Papierwahl und Gestaltung erinnern an ein Familienalbum. Maria Trofimova hilft uns jedoch nicht beim 'Lesen' der Bilder. Was wir sehen, ist was wir selber daraus machen. Die Interpretation ihrer Arbeit liegt im Auge des Betrachters. Das ist ihre Schönheit und ihre Stärke.
Patrizia Crivelli
Maria Trofimova
Geboren
1984
Ausbildung
designer HES en communication visuelle