Awarded

Jürg Lehni

'Rita'

Grafikdesign

Jurybericht

Von Menschen- und Maschinenhand
Wie bringt man an­spruchs­volls­te Pro­gram­mier­tech­nik und at­trak­ti­ve Ge­stal­tung zu­sam­men? Der heute in Tokio le­ben­de Jürg Lehni wurde be­kannt durch 'Hek­tor', sei­nem Di­plom­pro­jekt, das in Zu­sam­men­ar­beit mit Uli Fran­ke an der ECAL im Jahr 2002 ent­stand. Die Ma­schi­ne, eine 'Graf­fi­ti Out­put De­vice', wel­che – bloss aus Ka­beln, Rie­men, meh­re­ren Motör­chen, einer Spray­do­se und einem Rech­ner be­ste­hend – Zei­chen an die Wand spray­te, sorg­te für ei­ni­ges Auf­se­hen. Denn das Re­sul­tat war ver­blüf­fend: Die Steu­er­soft­ware 'Scrip­to­gra­pher' setz­te Zeich­nun­gen oder Schrif­ten in Vek­tor­gra­fik um, di­ri­gier­te Mo­to­ren und schliess­lich eine sim­ple Spray­do­se, wel­che üb­li­cher­wei­se für die ma­nu­el­le Ver­wen­dung vor­ge­se­hen ist. High- und Low­tech fan­den zu­sam­men, die Ma­schi­ne schuf Graf­fi­tis von einer ver­meint­li­chen Di­rekt­heit, als ob sie von Men­schen­hand ge­schaf­fen wären. Für den Ge­stal­ter ist es ent­schei­dend, sich im Feld des Äs­the­ti­schen neue Hand­lungs­spiel­räu­me zu schaf­fen, wel­che mit der be­ste­hen­den – und von den Gross­fir­men stark nor­mier­ten – Soft- und Hard­ware nicht zu er­rei­chen sind. Es ist ein be­acht­li­cher Ver­dienst die­ses jun­gen In­ter­ac­tion De­si­gners, dass er re­gel­mäs­sig die Zu­sam­men­ar­beit mit an­de­ren Ge­stal­tern und Künst­lern sucht. 2003 hat er die Web­site des Schrif­ten­la­bels 'Lineto.​com' einem Re­de­sign un­ter­zo­gen. Die Web­site soll­te sich von gän­gi­gen Ge­stal­tungs­sche­ma­tas un­ter­schei­den, eher wie ein Pro­gramm aus­se­hen und den­noch ein­fach und in­tui­tiv zu na­vi­gie­ren sein. Als Nach­fol­ge­pro­jekt von 'Hek­tor' hat Jürg Lehni nun 'Rita' ent­wi­ckelt. Es ist ein Zei­chen­ge­rät in Form einer fixen Wand­in­stal­la­ti­on, kon­zi­piert für die Tens­ta Konsthall in Stock­holm. Das Gerät kann mit einem Stift Li­ni­en zeich­nen und aus­wi­schen, kann Schrif­ten schrei­ben oder sogar Zeich­nun­gen von Künst­lern so re­pro­du­zie­ren, dass der elek­tro­nisch ge­führ­te Arm gar den Duk­tus des Pin­sels in der Hand des Künst­lers imi­tiert. Mit durch­wegs ver­blüf­fen­den Pro­jek­ten schafft der Ge­stal­ter und Soft­ware­ent­wick­ler Jürg Lehni sou­ve­rän den Brü­cken­schlag zwi­schen Pro­gram­mier­ar­beit, Gra­fik und Kunst.
Peter Stoh­ler

Biografie

Jürg Lehni
Geboren
1978
Ausbildung
Designer HES, Visuelle Kommunikation, Studienbereich Neue Medie

auch im Jahr