Awarded

Ian Party

Schrift 'BPcelsian' (ehemals 'Phedan'), (Diplomarbeit)

Grafikdesign

Jurybericht

Eckige Rundungen
Warum heute noch Schriften von Hand entwickeln? Diese Frage beantwortet der Typograph Ian Party, der die neue Schrift 'BPcelsian' kreiert hat. Ungeachtet der allumfassenden Computerisierung beginnt er seinen Entwurf, indem er zuerst von Hand zeichnet und erst in einem zweiten Schritt digitalisiert. Der in Lausanne ausgebildete Ian Party dekonstruiert, bevor er neu konstruiert. Um die 'BPcelsian' zu entwickeln, zerlegte Party sein 'Ausgangsmaterial', eine schablonenartige Schrift, in ihre Einzelteile. Dabei nutzt er die Tatsache, dass sich kalligraphische Schriften in kleine Elemente zerlegen lassen, welche den Duktus der Hand und der Feder widerspiegeln. Die dabei isolierten Elemente galt es danach zu vereinfachen und wieder neu zusammenzusetzen. Bei der Entwicklung der 'BPcelsian' bedeutete dies etwa, dass der obere Teil der Rundung des Buchstabens 'b' eines dieser kleinsten Elemente war. Die Herausforderung für den Schriftgestalters bestand nun darin, eine Schrift zu entwerfen, die aus möglichst wenigen solchen Bauteilen das gesamte lateinische Alphabet ergeben würde.
Dieses eigenwillige Konzept führt dazu, dass die Übergänge zwischen den typographischen Kleinsteinheiten in der Schrift 'BPcelsian' im Endresultat deutlich sichtbar bleiben. Kurvungen etwa wirken eckig, während beispielsweise beim Buchstaben 'a' der untere Teil der Rundung und der vertikale Strich unverbunden bleiben, was wieder an eine mit dem Federkeil geschriebene Schrift erinnert. In der Übertreibung der Handschriftlichkeit – fast möchte man sagen: als Karikatur einer solchen – liegt aber gerade der Charme dieser neuen Schrift. Was man auf den ersten Blick als Störung wahrnehmen könnte – eine gewisse Ungelenkigkeit –, verleiht der neuen Schrift ihren ganz speziellen, unverwechselbaren Charakter, der vom Raffinement und Erfindungsgeist ihres Entwerfers zeugt.
Peter Stohler

Biografie

Ian Party
Geboren
1977
Ausbildung
Designer HES en communication visuelle, spécialisation design graphique