Awarded
Holger Salach
Publikation 'Alles kann - nichts muss' (Diplomarbeit)
Fotografie
Awarded
Publikation 'Alles kann - nichts muss' (Diplomarbeit)
Fotografie
Sehen und gesehen werden
Wie lässt sich Partnertausch fotografisch dokumentieren? Mit viel nackter Haut, Geschlechtsteilen, ineinander verschlungenen Männer- und Frauenkörpern, als Paare oder in Mehrfachkonstellationen. Der in Zürich lebende Fotograf Holger Salach erfüllt mit 'Alles kann – nichts' nicht die Erwartungen, wie sie von professioneller Pornografie vorgegeben werden. Denn die Körper der fotografierten Frauen und Männer sind nicht speziell hergerichtete, sondern ganz alltägliche; das Licht ist krude und schmeichelt der nackten Haut kaum. Die Schauplätze des Partnertauschs, private Wohnungen, sind alles andere als glamourös. Neben Innenansichten zeigt Salach auch trostlos wirkende Parkplätze, Hauseingänge, Strassen, Tankstellen und Raststätten sowie gelegentlich den Blick aus einer Wohnung.
Die Fotografien sind über einen Zeitraum von drei Jahren entstanden und wurden in Buchform an der Fotoklasse der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich als Diplomarbeit vorgelegt. Der Fotograf stellt seinen nüchternen, unspektakulären Bildern Texte gegenüber. Diese geben die Kontaktaufnahme via Anzeigen im Internet wider, in dem sich tauschwillige Pärchen verabreden. Salach hat auch immer wieder im Bild festgehalten, wie beteilige Swinger selber hobbymässig fotografieren. Denn Sexualität wird in dieser Szene aus einem privaten in einen halböffentlichen Rahmen verschoben: Das Sehen und Gesehenwerden ist vielleicht sogar wichtiger als der sexuelle Akt.
Als professioneller Fotograf wurde Salach auch mit den etablierten Bildvorstellungen der Swinger konfrontiert. Da findet sich in einer der E-Mail-Nachrichten die Bemerkung, Salachs Fotografien hätten etwas enttäuscht: 'Wir hatten doch wesentlich ästhetischere Fotos erwartet.' Holgers Salachs konzeptuelle Bild-Text-Dokumentation ringt einem vermeintlich ausgereizten Thema einen frischen und intelligenten Blick ab. Dabei setzt er ganz kalkuliert auf den Voyeurismus der Betrachtenden, den er jedoch genauso gezielt unterläuft.
Peter Stohler
Holger Salach
Geboren
1974
Ausbildung
Designer FH mit Vertiefung in Fotografie