«Revolving Histories» ist einerseits der Name des Projektes und andererseits bezeichnet er die Tätigkeit des Aufarbeitens und Veröffentlichens des gesamtschweizerischen Performancegeschehens von den Anfängen bis in die Gegenwart. Im Anschluss an die Ausstellung «BANG BANG – Translokale Performance Geschichte:n» im Museum Tinguely Basel im Sommer 2022, wurde eine erste Materialsammlung in Form von sieben Megazines publiziert und die umfangreiche Sammlung «Revolving Histories» im Katalog für Sammlungen Performance Kunst Schweiz aufgenommen. Diese schweizweit einzigartige online Sammlung umfasst Performancedokumentationen, Interviews, Produktionen und Texte von Künstler:innen.
Ausgehend von diesem Material entstehen nun zwei Buchpublikationen: «Revolving Histories Lesebuch» (DE/EN) und «Revolving Histories Atlas» (DE/EN). Zur Veröffentlichung und Vermittlung ist am 25. Oktober 2025 ein Radio Live Event im Foyer Public Theater Basel geplant, vom März bis Mai 2026 eine Buchvernissagentour in den verschiedenen Sprachräumen mit einem Wikimedia Ereignis, sowie ein Podcast mit sieben Folgen.
Das interaktive Videobook «Flamencos en route, eine solitäre Tanzbewegung» erforscht den Beginn und die eigenständigen Entwicklungen des Flamencos in der Schweiz durch die Tänzerin und Pädagogin Susana (1916-2010) aus Bern. Es durchleuchtet die Entfaltung der Bühnenkreationen von Flamencos en route (1984-2020), als auch die gegenwärtige und zukünftige Pendelbewegung Spanien – Schweiz – Spanien durch die Choreografin Brigitta Luisa Merki. Trägermaterial sind mehrheitlich unveröffentlichte, exklusive und persönliche Dokumente, Skizzen, Skripte, neues und altes Film- und Fotomaterial, welche die DNA von Flamencos en route ergründen. Das Videobook kontextualisiert Details und Inspirationsquellen choreografischer Themen aus heutiger Sicht und führt das Erbe zusammen mit neuen Tanz- und Filmkünstler:innen in eine weitere Dimension.
Die historische Fiktion «Purpur» von Karin Hermes beleuchtet einen wenig bekannten Aspekt des Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Sie gibt einen Einblick in das Wirken von Tanzkunstschaffenden vor und während des Zweiten Weltkriegs und die Funktion der Tanznotation bei der Übermittlung von geheimen Informationen. Im Zentrum der Geschichte steht Oda Schottmüller, eine Tänzerin und Bildhauerin aus Berlin, welche die Widerstandsgruppe Rote Kapelle unterstützte. Unter anderem gab sie in Tanznotationen verschlüsselte Informationen weiter – auch in die Schweiz. Hier werden sie von der fiktiven Elfriede entgegengenommen und der schweizerischen Gruppe der Roten Kapelle in Bern überbracht, die sie nach London und Moskau funkt.
«Purpur» entstand aus dem Projekt «Die Rote Kapelle», das im Jahr 2020 durch die Unterstützung des Kulturerbes Tanz des BAK umgesetzt werden konnte, und erscheint diesen Herbst in der edition 8.
Das Stück «On en parlera peut-être» wurde von Aline Bonvin und Benjamin Bender zum 150. Geburtstag der Blasmusik Edelweiss aus Lens (VS) geschaffen. Es zeigt das Erbe der Walliser Dorfgemeinschaften und ihre wichtige Rolle bei der Bewahrung und Weitergabe der lokalen Traditionen. Die Schauspielerinnen und Schauspieler haben vor Ort recherchiert und Zeitzeugnisse gesammelt. So geben sie der Dorfbevölkerung von gestern und heute eine Stimme und halten die Erinnerung derjenigen wach, die sich weiter für die Pflege der Traditionen des Alpenraums einsetzen. Das Stück befasst sich mit der Entwicklung von solchen Gemeinschaften, mit ihrer Bedeutung für die lokale Gesellschaft und ihrem Platz in einer fragilen Welt, in der die Bezugspunkte mehr und mehr verloren gehen. Blasmusik, Chöre, Sport- und Kulturvereine ergänzen die Künstlerinnen und Künstler auf der Bühne zu einem lebendigen Gesamtbild. Das Projekt würdigt das kollektive Gedächtnis, die Seele der Walliser Dörfer und ihre Fähigkeit, ein kostbares Erbe auch in der sich wandelnden Zeit zu bewahren.
Die Aufführungen von «On en parlera peut-être» finden am 6. und 8. Juni 2025 in Lens statt.