Kulturerbe Darstellende Künste 2021

Kurzbeschrieb ausgewählte Projekte 2021

Tanztheater Dritter Frühling «Moebius Strip»
Tanztheater Dritter Frühling «Moebius Strip»
© Christian Glaus

Das Tanztheater Dritter Frühling tanzt «Moebius Strip» von Gilles Jobin

Das Tanztheater Dritter Frühling (TT3F) produziert in Zürich unter der künstlerischen Leitung von Roger Nydegger seit über 20 Jahren Tanztheater mit Menschen ab 60 Jahren. Ab dem Frühjahr 2020 erarbeitete die Gruppe eine Neuinszenierung des historischen, preisgekrönten Werkes «Moebius Strip» des bekannten Genfer Choreografen Gilles Jobin. Jean-Pierre Bonomo, der lange mit Gilles Jobin getanzt hat und für die Vermittlung des Stückes zuständig ist, fand, eng begleitet von Angelika Ächter (Assistenz) und Roger Nydegger (Gesamtleitung), mit den Frauen und Männern des TT3F eine Neuinterpretation, die nicht nur Gilles Jobin, sondern auch das Publikum an fünf Aufführungstagen im September 2020 im Kulturmarkt in Zürich begeisterte. Mit speziellen Vorkehrungen konnten die Proben und Aufführungen trotz der Corona-Pandemie stattfinden. Dieses 2001 entwickelte, streng formale Tanzstück passt zur Corona-Situation: Auf dem Boden ist ein Muster, das Distanz zwischen den Tänzerinnen und Tänzern schafft: Sie müssen innerhalb dieser ‚Beschränkungen‘ einen neuen Umgang miteinander finden und nur gemeinsam entsteht Harmonie. Mit der Unterstützung durch das BAK plant das TT3F eine Tournee von «Moebius Strip» auch erstmals in nicht-deutschsprachigen Teilen der Schweiz, sobald dies wieder möglich ist. 

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MOPS_DanceSyndrome
MOPS_DanceSyndrome
© Massimo Pedrazzini

Kunst, Kultur und Gesellschaft. Das Buch zu MOPS_DanceSyndrome

MOPS_DanceSyndrome ist eine Tanzschule und Compagnie in Locarno, die ausschliesslich aus Tänzer*innen mit Down-Syndrom besteht. Gegründet wurde diese einzigartige Realität in Europa von der Schweizer Choreografin und Künstlerin Ela Franscella. Seit 2008 entstanden elf Choreografien und vier Video-Kunst-Kurzfilme. Die Gruppe gastiert an internationalen Festivals im In- und Ausland und tanzt nicht nur in Theatern, sondern auch in Museen, Kliniken, Altenheimen und öffentlichen Schulen. 2012 realisierte das RSI einen längeren Dokumentarfilm «La danza dei Mops». 2018 wurde die Arbeit von Ela Franscella mit dem Pro Ticino Preis ausgezeichnet. Auf Italienisch entstand 2020 ein Buch, das ein umfassendes Bild und eine theoretische Analyse der Methode und der künstlerischen und pädagogischen Prozesse von MOPS_DanceSyndrome liefert. Wissenschaftlich fundiert wird das mit Bildern und Dokumenten angereicherte Buch in Zusammenarbeit mit der Universität Turin (DAMS – Disziplinen der Kunst, Musik und Darstellende Künste) mit Beiträgen von Tanzwissenschaftler*innen. Um dieses Beispiel von inklusiver Kultur auch ausserhalb des italienischsprachigen Raums vorzustellen, soll das Buch in weitere Sprachen übersetzt werden.

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Claudio Schott in NARCISO 1990
Claudio Schott in NARCISO 1990
© Giuliana Pelli

Zeitgenössischer Tanz im Tessin: Claudio Schott

Wenigen ist bekannt, dass es bereits zu Beginn der 1980er Jahre im Tessin eine zeitgenössische Tanzcompagnie gab: «Progetto Danza», gegründet vom Tänzer, Choreografen und Pädagogen Claudia Schott (*1948). Angeregt zu einer Tanzforschung im Tessin wurde die aus dem Tessin stammende Tänzerin und Tanzwissenschaftlerin Katja Vaghi durch das 2016 publizierte Buch von Anne Davier und Annie Suquet «La danse contemporaine en Suisse». Vaghis Projekt konzentriert sich vorerst auf Claudio Schott als wichtige Figur für den modernen und zeitgenössischen Tanz in der italienischsprachigen Schweiz. Untersucht werden soll, was in der Region nach den intensiven Tanzaktivitäten zu Beginn des 20. Jahrhunderts geschah, als auf dem Monte Verità Rudolf Laban oder Mary Wigman mit dem Ausdruckstanz experimentierten oder Charlotte Bara das eigene Teatro San Materno bespielte. Mit Unterstützung der Accademia Dimitri will Katja Vaghi Claudio Schott in den historischen Kontext stellen und in Bezug setzen zum Theaterpanorama der damaligen Zeit, in denen Gruppen wie das Teatro Pan (1977), das Teatro delle Radici (1980) und das Teatro Sunil (1983) entstanden. Die Form der Publikation ist noch offen, soll aber auch einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden.

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Katja Vaghi