Davide-Christelle Sanvee
Schweizer Preis Darstellende Künste 2025
Schweizer Preis Darstellende Künste 2025
Davide-Christelle Sanvee, 1993 in Togo geboren und in Genf aufgewachsen, ist eine interdisziplinäre Künstlerin, die sich mit Architektur, Räumen und deren sozialpolitischen Fragestellungen auseinandersetzt. Sie studierte Bildende Kunst an der Hochschule für Kunst und Design in Genf und am Sandberg Institut in Amsterdam. Ihre Arbeiten reichen von Interventionen in klassischen Bühnenräumen bis hin zu partizipativen, ortsspezifischen Performances, die sie u.a. bereits im Centre Pompidou in Paris, im Théâtre Vidy-Lausanne und im Salon Suisse der Architekturbiennale in Venedig zeigte.
Während ihres Masterstudiums befasste sich Davide-Christelle Sanvee intensiv mit Architektur, was ihre Performances nachhaltig beeinflusste. Sie realisierte unter anderem «Le ich dans nicht» (2019) sowie «La transparence n’est pas tranquille» (2025) im Aargauer Kunsthaus, um gesellschaftliche Verhaltensregeln in Museen zu hinterfragen. In «À notre place» (2022), begleitet durch Archivrecherchen zur Geschichte des Pavillon ADC in Genf, verwebt Sanvee Elemente aus Architektur, Biografie, Tanz und Poesie zu einer Reflexion über Zugehörigkeit und Ausgrenzung. Die Performance «Qui a peur / Who’s Afraid» (2024) basiert wiederum auf Erzählungen von Menschen, die Rassismus im öffentlichen Raum erlebt haben, und nimmt im Titel auch Bezug auf das Kinderspiel «Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann». Davide-Christelle Sanvees Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet. Sie ist zudem als Gastdozentin an der Hochschule der Künste Bern tätig.
In ihren Performances lässt Davide-Christelle Sanvee das Publikum stets erfahren, wie dringlich das Aufdecken von Machtstrukturen und Exklusionsmechanismen ist. Aus der bildenden Kunst und der Architektur kommend, verbindet sie entlang der Geschichten eines Raums individuelle und kollektive Erinnerungen sowie innerliche und äusserliche Erfahrungen zu einer Choreografie. Ihre Arbeiten sind schonungslos und behutsam zugleich, sie regen zum Nachdenken an und bringen zum Schmunzeln. Als «Performerin des Inneren» legt Davide-Christelle Sanvee unterschiedliche Perspektiven frei, macht Räume, Strukturen und Konstrukte sichtbar und verändert so auch bei einem breiten Publikum den Blick auf dominante gesellschaftliche Ansichten.
Johanna Hilari, Jurymitglied