Marc Oosterhoff / Cie Moost

© BAK / Charlotte Krieger

Marc Oosterhoff / Cie Moost

Spartenübergreifende Virtuosität

June Johnson Newcomer Prize 2023

Marc Oosterhoff, geboren 1990 in Yverdon-les-Bains, kreiert bemerkenswerte Stücke an der Schnittstelle zwischen zeitgenössischem Zirkus, Magie, Theater und Tanz. 2012 schloss er mit dem Bachelor in Bewegungstheater an der Accademia Dimitri ab, studierte anschliessend Kampfkünste in China und arbeitete als Schauspieler. 2014 wurde Marc Oosterhoff im ersten Bachelor-Studiengang für zeitgenössischen Tanz an der Manufacture in Lausanne angenommen, den er 2016 abschloss. 2017 folgte die Gründung seiner Cie Moost. Sein erstes Solo «Take Care of Yourself» gewann 2020 am Momix-Festival in Frankreich den Junior Jury Prize. Im Jahr 2021 erhielt Marc Oosterhoff den Nachwuchspreis der Fondation Vaudoise pour la Culture. Im Rahmen des Kulturerbe-Projekts «Choreographers at Work!» porträtierten Mona de Weerdt und Michelle Ettlin die Arbeitsweise zu Oosterhoffs’ «Lab Rats».

Eine Handvoll Stücke kreierte Marc Oosterhoff bisher, angefangen mit seinem Solo «Take Care of Yourself» (2016), welches er im Rahmen von «Les Quarts d’Heure» im Théâtre Sévelin 36 zeigte. Das Kurzstück basiert auf körperlichen Risiken und wurde 2018 für die Tanzfaktor-Tour von Reso – Tanznetzwerk Schweiz ausgewählt sowie 2021 an der Sélection Suisse en Avignon präsentiert. 2017 und 2018 entstanden zwei Outdoor-Performances: «Palette(s)» und «La Caresse des pavés» zusammen mit dem Breakdancer Cédric Gagneur. Mit dem Zirkusartisten Owen Winship realisierte er «Lab Rats» (2017). Ein weiteres Trio mit Zirkusartisten war «Natures Mortes» (2021). Für die Eröffnung der Plateform 10, des Kunstquartiers in Lausanne, erhielt er 2022 eine Carte Blanche und kreierte mit einer Gruppe internationaler Artistinnen und Artisten «À l’Échelle». 2023 entsteht mit «Preparation for a miracle» ein neues Werk für grosse Bühnen.

Marc Oosterhoff steht auf einer Seite einer Wippe und wirft so lange Sandsäcke auf die gegenüberliegende Seite, bis er und der Sand sich die Waage halten. Das dauert. Er hat Zeit. Und sein Publikum auch. Er schaukelt mit dem Stuhl und unter ihm ragen lauter Messer auf. Das Kippeln darf auf keinen Fall schiefgehen. Er torkelt und schwankt durch den Bühnenraum, vollkommen in Anspruch genommen von seiner Tanzpartnerin, der Bananenschale auf dem Boden. Sein Publikum ist es auch. «D’abord le corps. Non. D’abord le lieu. Non. D’abord les deux.», heisst es bei Samuel Beckett. Bei Marc Oosterhoff sind Körper, Bühne und Zeit eins. D’abord les trois. Ein Clown, ein Poet und Erforscher der letzten analogen Dinge irgendwo zwischen Desaster und Magie. Wunderbar.

Ursula Frauchiger, Stanley Thomas Johnson Stiftung