Circus Monti
Innovative Zirkusgeschichte(n)
Schweizer Preis Darstellende Künste 2023
Der Circus Monti, gegründet 1985 in Wohlen (AG), steht für eine kontinuierliche Qualität an der Schnittstelle von klassischem Zirkus, Theater und Kleinkunst. Guido (1932–1999) und Hildegard Muntwyler (1936–2019) erfüllten sich einen Traum, beide gaben ihren Lehrerberuf auf und starteten den Zirkus als Familienunternehmen. Seit 2005 leitet einer der drei Söhne, Johannes Muntwyler, das Unternehmen, das während der Saison (Tournee von August bis November in 10 Orten der Deutschschweiz) 65 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt. Viele der wechselnden jungen Kreativen haben eine Circusschule, zum Beispiel in Montreal oder Quebec abgeschlossen, oder an der Accademia Dimitri studiert, darunter beispielsweise Les Diptik, die 2013 dabei waren und 2020 den Schweizer Kleinkunstpreis des Bundesamtes für Kultur (BAK) gewannen. Ab 1998 führten Dimitri und Masha Dimitri mehrmals Regie. Der Circus Monti wurde als erster − und bis heute einziger – Zirkus bereits zweimal mit dem Prix Walo ausgezeichnet (1998 und 2000). Ausserdem gewann er 2013 den Innovationspreis der KTV ATP (heute t. Theaterschaffen Schweiz).
Über die Jahre hat der Circus Monti einen eigenen Stil aus Artistik, Innovation und Tradition etabliert: Die artistischen Darbietungen werden in einer Geschichte verpackt oder mit einem roten Faden verbunden. Bis 2004 waren Pferde und Haustiere − nie exotische Tiere − ein Bestandteil der Monti-Programme. Seither wurden die Programme weiterentwickelt und seit der Saison 2011 reisen im Unternehmen keine Tiere mehr mit. Jedes Jahr entwickelt ein externes Kreativteam das Programm, einige von ihnen kommen immer wieder. Auch die Kostüme werden in enger Zusammenarbeit mit dem Kreativteam entworfen und die Musik speziell für das Programm komponiert. Das aktuelle 38. Programm von 2023 wird von Comedia Zap – Cécile Steck und Didi Sommer – gestaltet. Jeweils im Herbst ergänzt «Monti’s Variété» im Winterquartier in Wohlen das Jahresprogramm und jüngst wurden im Mai 2023 am gleichen Ort zum zweiten Mal «Monti’s Kulturtage» u. a. mit Peach Weber, Mike Müller, Franz Hohler und Ursus & Nadeschkin veranstaltet.
Wie anspruchsvoll es für die verschiedenen Generationen sein kann, sich zu treffen und in einen Dialog zu treten, wird in der heutigen Zeit immer deutlicher. In den darstellenden Künsten äussern sich solche Schwierigkeiten in Konflikten zwischen Tradition und Innovation. Dem Circus Monti ist es gelungen, das Konfliktpotenzial in einen kreativen Antrieb zu verwandeln und die Verankerung in der Zirkustradition am Leben zu halten, ohne den notwendigen engen Bezug zur Gegenwart und Zukunft zu vernachlässigen. Der Circus Monti verbindet die Stärken des Handwerks mit der Lebendigkeit und Innovationskraft junger Artistinnen und Artisten, denen er Jahr für Jahr ein wichtiges Sprungbrett für ihre Karriere bietet.
Demis Quadri, Jurymitglied
