Sophie Gardaz

Sophie Gardaz
© BAK / Charlotte Krieger

Sophie Gardaz

Netzwerkerin im (Kinder-)Theater

Schweizer Preis Darstellende Künste 2022

Sophie Gardaz, 1962 in Lausanne geboren, leitet seit 2005 das Petit Théâtre in Lausanne. Die ausgebildete Schauspielerin, die in mehr als 40 Produktionen mitwirkte und auch als Regisseurin tätig ist, widmet sich heute ganz dem Theater für ein junges Publikum. Sophie Gardaz programmiert ein breites Spektrum der darstellenden Künste und bildet ein wichtiges Netzwerk in der Frankophonie. Das Petit Théâtre versteht sich als Kreativort für Westschweizer Compagnien. Namhafte Schweizer Theaterschaffende, darunter auch Tanzschaffende wie Philippe Saire mit «Hocus Pocus» (2017) oder Nicole Seiler mit «Wouah!» (2021), entdeckten dank ihr das Kreieren von Stücken für Kinder. Pro Jahr entstehen im Petit Théâtre vier bis fünf Uraufführungen. Bis 2005 war Sophie Gardaz zudem Präsidentin des Syndicat Suisse Romand du Spectacle (SSRS) und von 2011 bis 2016 präsidierte sie den Westschweizer Bühnenverband Union des Théâtres Romands (UTR).  

Sophie Gardaz will auch für ein junges Publikum anspruchsvolle Stücke in der ganzen Diversität der darstellenden Künste bieten. Es werden Texte uraufgeführt, gewagte Formen zwischen Malerei, Objekttheater, Video oder zeitgenössischem Tanz vermischt und auch Zauberei oder zeitgenössischer Zirkus finden Platz. Zusammen mit Michel Toman inszenierte sie Anfang 2022 «Seule dans ma peau d’âne», eine Geschichte ohne Märchenprinzen, in dem ein Mädchen lernt «ich» zu sagen. Schon der Ort an sich, am Fusse der Lausanner Kathedrale in der Altstadt gelegen, ist ein atypischer Theaterort mit einem eigenen Garten, dessen Magie Familien aus der ganzen Romandie und viele Schulklassen anzieht. Sophie Gardaz setzt auf die Sichtbarkeit des (Kinder-)Theaters und kooperiert mit vielen Häusern in der Westschweiz, damit die Stücke ein breites Publikum erreichen.

Sophie Gardaz ist eine Langstreckenwanderin. Vielleicht geht ihre Vorliebe für das Pilgern auf die Rolle der Aliénor zurück, die sie im berühmten Stück von René Morax spielte: Ihre Arbeit ruft zum Aufbruch zu Entdeckungen auf und Schritt für Schritt ist es ihr gelungen, die Grossen dazu zu begeistern, sich auf die Kleinen einzulassen. Sie will aber nichts von «Kindertheater» wissen, denn – wie sie selbst sagt – geht es beim «Theater für ein junges Publikum» um die Jugendlichkeit des Geistes, um dieses unaufhaltsame Verlangen nach immer weiteren Abenteuern auf dem Weg des Lebens, damit wir bei jeder Abbiegung über die neue Landschaft staunen können.

Georges Grbic, Jurymitglied