Paola Gianoli
Tanzvermittlerin im Puschlav
Schweizer Preis Darstellende Künste 2022
Paola Gianoli, geboren 1963 und aufgewachsen in Poschiavo, ist Übersetzerin und praktiziert seit 1989 Contact Improvisation. Lange Zeit lebte sie in Genf. Seit sie in ihre Heimat zurückkehrte, setzt sie sich dafür ein, Kultur und insbesondere den Tanz in die periphere Region Puschlav einzuladen. Dieses italienischsprachige Tal im Kanton Graubünden verfügt über keine Theaterinfrastruktur. Zusammen mit dem Verein Riverbero sucht sie Mittel und Wege zeitgenössische Kulturprojekte von hoher Qualität in das Puschlav zu bringen, die meist den urbanen Städten vorbehalten sind. Damit will sie nicht nur das lokale Kulturangebot erweitern, sondern es geht ihr auch darum Peripherie und Zentren einander näherzubringen und verschiedene Regionen in einen fruchtbaren Dialog zu bringen. Gezielt adressiert Paola Gianoli das Publikum aus dem Engadin, dem Bergell und dem Veltlin, um diese drei Nachbarregionen zu verbinden und den Zusammenhalt zu stärken.
Seit gut zehn Jahren kuratiert Paola Gianoli jedes Jahr ein Programm für das vom Tanznetzwerk Reso organisierte nationale Tanzfest. Sie bietet nicht nur Kurse in zeitgenössischem, urbanem oder orientalischem Tanz an, sondern zeigt auch Tanzfilme und programmiert Performances auf der Piazza in Poschiavo. So bot sie 2022 eine Ad-hoc-Aufführung mit der Cie CocoonDance, denn Paola Gianoli veranstaltete als Partnerin des Migros Tanzfestivals Steps 2022 auch einen Auftritt der Walliser Choreografin Raffaële Giovanola. Für solche Veranstaltungen lässt sie mit grossem technischen Aufwand eigens ein Theater in die lokale Schulturnhalle bauen. Obschon der technische und personelle Aufwand gross und die Geldsuche schwierig sind: Paola Gianolis Einsatz für den Tanz im Puschlav ist ansteckend und beispielhaft für die Kulturvermittlung in den Randregionen der Schweiz.
Paola Gianoli ist begeistert von Tanz und Contact Improvisation und setzt sich seit zehn Jahren dafür ein, die Kultur und insbesondere den Tanz in das Puschlav zu bringen, wo es bis heute an der nötigen Theaterinfrastruktur fehlt, um die Kultur der städtischen Zentren zu zeigen. Äusserst aktiv und beharrlich programmiert Paola neben dem Tanzfest eine Tanz-Saison, die an allen möglichen Orten des Tals stattfindet, etwa im Depot der Rhätischen Bahn, wo sie ein Stück mit dem Kommen und Gehen der Lokomotiven verknüpfte. Paola Gianoli ist Kulturperson 2019 des online Giornale del Bernina und war von 2014 bis 2017 Präsidentin von Pro Grigioni Italiano. Mit ihrer grossen Ausdauer steht sie für das Engagement, die Kraft und die Zukunft der kulturellen Bildung in den Randregionen der Schweiz.
Marco Cantalupo, Jurymitglied
