Marco Berrettini

Marco Berrettini
© BAK / Charlotte Krieger

Marco Berrettini

Tanz abseits des Mainstreams

Schweizer Preis Darstellende Künste 2022

Der italienische Tänzer und Choreograph Marco Berrettini wurde 1963 in Aschaffenburg (D) geboren. Seit 2002 arbeitet er mit seiner Compagnie *MELK Prod. in Genf. Den Tanz entdeckte er in den 1970er-Jahren in Diskotheken und er gewann 1978 die deutsche Meisterschaft im Disko-Tanz. Nach Jazztanz-, Modern-Dance- und Ballettstunden studierte er zuerst an der London Contemporary Dance School und schloss anschliessend seine Tanzausbildung an der Folkwang-Hochschule unter Hans Züllig und Pina Bausch ab. Dort entdeckte er sein Interesse am Tanztheater und an der Choreographie. *MELK Prod. wird von Stadt und Kanton Genf sowie der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia in einer kooperativen Fördervereinbarung unterstützt. 2017 erhielt er für «iFeel 3» einen Schweizer Tanzpreis in der Kategorie «Aktuelles Tanzschaffen».

Marco Berrettini schuf bis heute über 30 Werke, die sich dem Mainstream im zeitgenössischen Tanz entziehen. Er kennt keine Berührungsängste und lässt sich auch vom Ballett eines Georges Balanchine inspirieren. Die Bandbreite seiner Aktivitäten umfasst neben den Bühnenchoreographien Performances in Museen, Kooperationen mit Filmschaffenden oder auch Installationen mit bildenden Kunstschaffenden. Merkmal vieler seiner Arbeiten ist sein Humor, mit dem er beispielsweise in «No Paraderan» (2004), in dem er das berühmte Ballett «Parade» von Jean Cocteau aufgreift, den eigenen Beruf hinterfragt. In der «iFeel»-Serie (2009–2017) setzt er sich mit verschiedenen Texten und Weltanschauungen auseinander. Mit jedem Stück erkundet er neue künstlerische Konstellationen. In «Music all» (2021), das 2022 zum Schweizer Theatertreffen eingeladen wurde, steht er zusammen mit zwei weiteren starken Performern auf der Bühne, um mit dem Showbiz der Music Hall zu kokettieren.

Der Tänzer und Choreograf Marco Berrettini hat mehr als 30 Werke geschaffen. Als aufmerksamer und sensibler Autor wagt er mit seinen Arbeiten die Auseinandersetzung mit den Fragen des menschlichen Lebens und kombiniert dabei intelligent unerwartete Eigenheiten verschiedener Ausdrucksformen wie der Kunst, der Politik, der Philosophie oder der Kultur. Marco Berrettini überrascht immer wieder und ist nie banal. Seine Choreografien überwinden die konventionellen Raster des zeitgenössischen Tanzes. In jeder seiner Arbeiten erforscht er die Möglichkeiten, neue künstlerische Konstellationen zu erschaffen, in denen sich alle Elemente miteinander verbinden und uns aussergewöhnliche, überraschende Perspektiven eröffnen, in die wir eintauchen können.

Nunzia Tirelli, Jurymitglied