Frida León Beraud

Frida León Beraud

Sozial engagiertes Puppenspiel

Schweizer Preis Darstellende Künste 2022

Frida León Beraud, geboren 1970 in Chile, wuchs in Argentinien auf und absolvierte an der Hochschule der Künste in Neuquén eine Schauspielausbildung. Danach studierte sie an der Hochschule Ernst Busch in Berlin mit einem DAAD-Stipendium Puppenspielkunst. Seit 2003 lebt sie in Zürich, wo sie 2004 mit Frauke Jacobi die DALANG Puppencompany gründete und 2008 an der ZHdK einen Master in Szenografie abschloss. Frida León Beraud arbeitet als Kulturvermittlerin und Performerin in verschiedenen Projekten im Austausch zwischen Argentinien und der Schweiz. Seit 2016 ist sie künstlerische Leiterin von Dalang & Co und realisiert spartenübergreifende Projekte an der sozialen und ökonomischen Peripherie. Frida León Beraud versteht sich als Vermittlerin und fördert die künstlerische Begegnung zwischen Figurentheater, objekt- und medienorientierter Bühnenkunst sowie Tanz, Comic, Bildender Kunst und Performance.

Dalangs (Puppenspieler auf Indonesisch) Markenzeichen sind Offenheit ohne Berührungsängste gegenüber Sparten und Themen. Denn für einen Dalang gibt es keine Grenzen zwischen Fantasie und Realität. Frida León Beraud sucht bewusst Themen, die das Publikum auch zur Reflexion und zum Widerstand anregen. So entwickelte sie mit «Mozart in Moskau» 2016 in Buenos Aires eine Mozart-Oper mit Müllsammlerinnen und Müllsammlern, die sie 2017 in Zürich zeigte. Hauptziel des Projekts war es, den soziokulturellen Austausch zwischen Jugendlichen verschiedener sozialer Schichten in Argentinien und der Schweiz zu ermöglichen. Für das Doku-Theater zu Sexarbeit und Migration «sweet & sour» (2022) liess sie Sexarbeiterinnen ideale Bordelle und Berufskleidung erfinden, die in die Inszenierung integriert wurden. Bei ihrer Recherche half Frida León Beraud ihre Puppe und Alter Ego Maria, um mit den Sexarbeiterinnen auf der Strasse ins Gespräch zu kommen.

In den Arbeiten von Frida León Beraud spielen Objekte und Puppen eine besondere Rolle. Sie sind die heimlichen Helfer, um Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen und ihren unerhörten Geschichten einen Raum zu geben.
Die Geschichten erzählen von komplexen Zusammenhängen, von sozialer Unterdrückung und ökonomischen Abhängigkeiten. Frida León Beraud ist eine Grenzgängerin zwischen Kontinenten. Europa ist der eine, Südamerika der andere – manchmal ist der Kontinent aber auch hinter der nächsten Strassenecke. Nicht weit weg, vielleicht nur unbekannt, weil wir nicht hinschauen mögen. Dann nimmt Frida León Beraud uns mit, damit wir verstehen, dass wir alle in einer Welt leben und füreinander Verantwortung tragen.

Markus Joss, Jurymitglied