«In den letzten Jahren hat ein Übergang stattgefunden, bei dem ein Gespräch in Gang gesetzt wurde, das es vorher schlicht nicht gab. Aus der Parity Group als Initiatorin dieser Art von Gesprächen wurde eine Plattform, wo viele unterschiedliche Initiativen aufzublühen begannen.»
«Bis heute bleibt die Parity Group ein basisdemokratisches Kollektiv, ein fluides, nicht zu fassendes und sich nicht auf einen bestimmten Begriff festlegen lassendes Gebilde, das allen und niemandem gehört und in dem viele unterschiedliche Menschen als Platzhalterinnen und Platzhalter füreinander operieren. Zugleich sind wir so etwas wie eine Institution innerhalb der Institution geworden, eine wirklich vorhandene Macht. Und das ist unsere Stärke.»
Biografie
Die Parity Group ist eine basisdemokratische Graswurzelinitiative, die im Herzen des Departements Architektur (D-ARCH) der ETH Zürich entstand. Die 2014 von einer Gruppe junger am Departement tätiger wissenschaftlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Leben gerufene Parity Group hat seither kontinuierlich als Plattform und Netzwerk innerhalb dieser Bildungseinrichtung Fuss gefasst: Sie ist eine Plattform für Diskussionen und Aktionen zu Fragen der Parität, Diversität, Ungleichheit und Institutionskritik; ein Netzwerk und Treffpunkt für die diversen Angehörigen der Schule – von Studentinnen und Studenten über Assistentinnen und Assistenten zu Dozentinnen und Dozenten und Professorinnen und Professoren –, die diese zentralen Themen zur Sprache bringen.
Seit 2016 veranstaltet die Parity Group die von ihr initiierten Parity Talks, ein Symposium, das der Diversität und Gendergleichheit gewidmet ist und das jedes Jahr am 8. März, dem Internationalen Frauentag, stattfindet. Als Forum der öffentlichen Debatte, das internationale und lokale Gäste versammelt, sind die Parity Talks ein jährliches Ereignis im Schweizer Architekturkalender geworden und tragen dazu bei, die Auseinandersetzung über Diversität und Inklusion innerhalb der Architekturgemeinschaft voranzutreiben.
Die Resultate der ersten Runde der Parity Talks ermöglichten es der Parity Group, das 9-Points-for-Parity-Manifest zu veröffentlichen, eine Liste strategischer Massnahmen, die das Geschlechtergleichgewicht innerhalb des Departements Architektur verbessern soll. Heute sind diese neun die Parität betreffenden Punkte mehrheitlich umgesetzt. Etwa die Schaffung einer offiziellen Paritäts- und Diversitätskommission am Departement, das Einfordern von Parität in Jurys, bei der Einladung von Kritikerinnen und Kritikern oder bei Neueinstellungen. Sowie die Themen Diversität und Inklusion in die Entwurfsklassen zu integrieren und ihnen auch in den Wahlfächern – die teilweise von Studierenden geleitet sind – Raum zu geben.
Neben diesen Veränderungen hat die Parity Group innerhalb der Schule stets eine Vielfalt von Formaten und Veranstaltungen von Filmvorführungen bis zu Buchclubs und von Workshops bis zur Wissensvermittlung gefördert und so an der Schule eine dauerhafte Kultur von Diskussionen und Aktionen zu den Themen Diversität und Parität geschaffen. 2021 spielte die Parity Group eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung der Rahmenbedingungen für den externen Bericht über das Departement Architektur, der von Engagement Arts erstellt wurde, einer belgischen Bewegung, die Sexismus und Machtmissbrauch in den Künsten und im Design bekämpft. Der Dekan des D-ARCH hat daraufhin Massnahmen ergriffen und setzt derzeit im Departement die Empfehlungen des Berichts um.
Das kontinuierliche Engagement und die Arbeit der Parity Group führten im Departement Architektur zu einem grundlegenden Wandel, der sich auf die Schule selbst und auch auf die Architektinnen und Architekten sowie auf andere Institutionen in der Schweiz und im Ausland ausgewirkt hat, die nach dem Vorbild der Zürcher Gruppe ihre eigenen Paritäts- und Diversitätsinitiativen starteten. Die Parity Group hat auf exemplarische Weise gezeigt, wie Graswurzelbewegungen erfolgreich in einer grossen Institution eine Wirkung entfalten können, indem sie ein Netzwerk der Solidarität und gemeinsamer Interessen fördern und das Gespräch über Gleichberechtigung und Diversität innerhalb des Departements Architektur und darüber hinaus nachhaltig verändern.