«Die Kunst, die ein politisches System illustriert, von der Kunst trennen, die in ihrer Praxis Systeme des politischen Denkens integriert hat.» Koyo Kouoh
Koyo Kouoh
Statement der Jury
Koyo Kouoh gehört zu den wichtigsten und einflussreichsten Persönlichkeiten der internationalen Kunstszene. Als Kuratorin und Kritikerin sowie als Gründerin von kulturellen Einrichtungen hat sie neue Wege der Vermittlung aufgezeigt und nachhaltig dazu beigetragen, die Kunst aus dem afrikanischen Kontinent in einen globalen Kontext zu bringen.
Koyo Kouoh (geboren 1967 in Douala, lebt in Kapstadt)
Koyo Kouoh ist unabhängige Ausstellungsmacherin und international tätige Kulturproduzentin. Zentrales Element ihrer Arbeit ist die Neudefinierung der zeitgenössischen afrikanischen Persona. Koyo Kouoh hat ihre kuratorische Tätigkeit ausgeweitet, indem sie eine Reflexion über die Form der Institutionen in afrikanischen Schwellenländern, in denen das Kulturschaffen Gegenstand von Spannungen zwischen privaten Initiativen und Regierungsverhältnissen war, und wo Kontexte, Ästhetik und Wissensaneignung oftmals nicht den westlichen Paradigmen entsprechen.
Vor diesem Hintergrund hat Koyo Kouoh eine zentrale Rolle gespielt, indem sie zu einem neuen Verständnis für das Potential künstlerischer Organisationen beigetragen hat. Eines ihrer Mittel ist die RAW Material Company, ein Zentrum für Kunst, Wissen und Gesellschaft, das sie 2008 in Dakar gegründet hat. Mit seiner von Grund auf interdisziplinären Ausrichtung trägt es zum Wachstum und zur Anerkennung des künstlerischen und intellektuellen Schaffens in Afrika und darüber hinaus bei. In ihrer Tätigkeit als unabhängige Kuratorin befasst sich Koyo Kouoh besonders mit Gender-Fragen und mit ihrem feministischen Standpunkt. Dieses Engagement spiegelt sich namentlich in Ausstellungen wie «Body Talk», die 2015 bis 2016 in Belgien, Frankreich und Schweden gezeigt wurde und in der sie die Arbeit von sechs Künstlerinnen aus Afrika zu Thematiken wie Körper, Feminismus und Sexualität verarbeitet.
Gleichzeitig arbeitet Koyo Kouoh international als Beraterin und Jurymitglied: Sie war verantwortlich für «Ataraxia», den Salon Suisse an der Biennale von Venedig 2017, während acht Ausgaben in Folge Kuratorin des Kunst- und Ausbildungsprogramms der 1-54 Messe für zeitgenössische Kunst aus Afrika in London und New York sowie Mitglied des kuratorischen Teams der Documenta 12 und 13. Sie ist Autorin zahlreicher Publikationen, darunter die anstehende «RAW Académie: A Matter of Knowledge» (2020), «Word! Word? Word! Issa Samb and The Undecipherable Form» (2013) und «Condition: Symposium Report on Building Art Institutions in Africa» (2012). Seit 2019 ist sie Geschäftsführerin und leitende Kuratorin des Zeitz Museum of Contemporary Art Africa (Zeitz MOCAA) in Kapstadt. Kouoh wuchs in der Schweiz auf und zog in den Neunzigerjahren nach Dakar, Senegal, wo sie die Kunstinstitution Raw Material Company gründete.