Marion Graf è naschida l'onn 1954 sco figlia d'in bab svizzer e d'ina mamma franzosa a Neuchâtel ed ha studegià litteratura russa, spagnola e franzosa a Basilea, a Losanna ed a Voronej (RUS). Ella è la translatura franzosa da l'ovra da Robert Walser. Per sia activitad sco translatura dal tudestg e dal russ en il franzos ha ella survegnì gia diversas giadas premis. Plinavant è ella criticra litterara e dapi l'onn 2010 responsabla per la «Revue de Belles-Lettres». Ella viva e lavura a Schaffusa.
Mit dem Namen Marion Graf verbinden französischsprachige Leserinnen und Leser stets auch den Dichter Robert Walser, und umgekehrt. Man kann im französischen Sprachraum nicht von Robert Walser sprechen, ohne dabei leise an die Übersetzerin zu denken, deren Arbeit mit dem Spezialpreis Übersetzung 2020 ausgezeichnet wird: Marion Graf.
Dass Marion Grafs Werk untrennbar mit Robert Walser verbunden ist, hat mit der grossen Bedeutung zu tun, die dieser Arbeit der Übersetzerin zukommt. Es ist aber auch irreführend, denn Marion Grafs Werk beschränkt sich keineswegs auf diesen einen – grossen – Schriftsteller. Im Gegenteil: Sie beeindruckt durch ihre Vielfalt, stellt sich immer neuen Herausforderungen und deckt immer wieder andere Facetten des Schreibens auf. Da sind die unterschiedlichen Genres (Roman, Novelle, Jugendliteratur, Lyrik, poetische Prosa, Essay...), Sprachen (Russisch und Deutsch) und natürlich die zahlreichen Autorinnen und Autoren, die dank Marion Graf den Zugang zum französischsprachigen Publikum gefunden haben. Wir nennen hier nur eine Auswahl: Anna Achmatova, Boris Pasternak, Wladimir Odojewski, Kornei Tschukowski, Erika Burkart, Klaus Merz, Erica Pedretti, Markus Werner, Conrad Ferdinand Meyer, Peter Utz, Aglaja Veteranyi und – ganz aktuell – Zsuzsanna Gahse.
«L’écrivain et son traducteur» – Der Autor und sein Übersetzer: So heisst ein wunderbarer Sammelband, den Marion Graf herausgegeben hat; wir würden gerne die Umkehrung hinzufügen: Die Übersetzerin und ihre Autorinnen und Autoren. Das wichtigste Wort in diesem Titel ist wahrscheinlich das unscheinbarste: «und». Vielleicht ist es diese Konjunktion, die die Arbeit der Übersetzerin Marion Graf am besten erklärt: Ein Schreiben der Verbindung, am Schnittpunkt des Ethischen und des Poetischen. Ihre Übersetzungen haben stets den originalen Text im Fokus, dessen Sprache und Nuancen und dessen unnachahmliche Besonderheiten, die das übersetzende Schreiben so herausfordernd und faszinierend machen. Die Texte von Marion Graf beeindrucken aber auch durch die Sorgfalt im Umgang mit der französischen Sprache selbst, deren Distanznahme von den Quelltexten und sprachen eine Auslotung ihrer Grenzen und ihres Potentials ermöglicht. Es sind nicht etwa Rivalitäten zwischen Sprachen oder gegenläufige Kategorien (Original vs. Übersetzung, eigen vs. fremd), die Marion Graf erforscht, sondern die Beziehungen zwischen diesen Elementen, die sie immer wieder neu erfindet: Das «Und».