Theater Sgaramusch

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© BAK/Gneborg

Theater Sgaramusch

Vertrauen in ein junges Publikum

Schweizer Grand Prix Theater / Hans-Reinhart-Ring 2018

Seit 1982 produziert das Theater Sgaramusch in Schaffhausen professionelles, freies Theater für Kinder, das auch den begleitenden Erwachsenen gefällt. Über 40 Produktionen sind seither entstanden, die so universell gültig und verständlich sind, dass Sgaramusch bereits in 16 Ländern auf vier Kontinenten tourte, hauptsächlich aber in vielen Orten der Deutschschweiz spielt. Gegründet vom Theaterpädagogen Urs Beeler, leiten seit 1997 Stefan Colombo und Nora Vonder Mühll das Theater. Die beiden, die meist selbst auf der Bühne stehen, arbeiten für jede Produktion mit wechselnder, oft nur kleiner Besetzung und Regie. Texte und Musik werden fast immer gemeinsam ausgestaltet oder von Grund auf aus der Improvisation erarbeitet. Kennzeichen dieses herausragenden Kindertheaters der Deutschschweiz sind intelligente Stücke, die mit wechselnden Theatermitteln wie Figuren oder Musik ohne didaktischen Zeigefinger auskommen und auf ein offenes Verständnis und Fragen der Zuschauenden setzen. Damit sind sie eine wichtige und feste Grösse im Theater für ein junges Publikum, das in der Schweiz zurzeit mit dem neuen Festival Jungspund in St. Gallen neuen Schwung erhält.

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Sgaramusch
© BAK/Gneborg

Das aktuelle Stück von Sgaramusch «Knapp e Familie» (2017), das in Koproduktion mit dem Schlachthaus Theater Bern und dem Fabriktheater Rote Fabrik Zürich entstand, richtet sich wie die meisten der neun Produktionen im Repertoire an Kinder (empfohlen ab 7 Jahren). «Irgendöppis fehlt.» ̶ «Was?» ̶ «Es Chind.» Eine Frau und ein Mann, gespielt von Stefan Colombo und Nora Vonder Mühll, stellen sich vor, sie wären Eltern und geben so Einblicke in das geheime Leben der Erwachsenen. Mit einfachen Mitteln gespielt, zeigen die Werke doch Ecken und Kanten. Die Stücke sind oft schräg und absurd, behandeln aber durchaus ernsthafte Themen. Sgaramusch wollen neue Sichtweisen auf Altbekanntes ermöglichen. So erzählen sie beispielsweise Jeremias Gotthelfs «Die schwarze Spinne», das aus dem Jahr 2010 noch im Repertoire ist, sozusagen im Taschenformat zu dritt. Mit ihren einfachen Produktionen sind sie flexibel und können in Kindergärten oder Schulen, in privaten Räumen oder auch mal in einem Sandkasten spielen. Ihre Stücke präsentieren sie in Schweizer Mundart, aber auch auf Deutsch, Englisch und Französisch.

«Das Theater Sgaramusch macht in Schaffhausen seit 36 Jahren Theater für die neuen Generationen. Aber nicht nur: Seine Stücke richten sich an ein Publikum jeden Alters. Und auch wenn heute das goldene Zeitalter des Jugendtheaters vorbei sein mag, bestätigt das Theater Sgaramusch dank seiner Innovationsfreude die Notwendigkeit seiner Arbeit stets aufs Neue. Seine Aufführungen lehnen die szenische Illusion ab und entlarven in ihrer Einfachheit und mit verschiedensten Ausdrucksmitteln das Spiel des Theaters. Stefan Colombo und Nora Vonder Mühll haben keine pädagogischen Absichten. Sie interessieren sich für gute Geschichten, die beim Publikum Fragen aufwerfen. Wir alle müssen für uns selbst die beste Antwort darauf finden. So war das Theater Sgaramusch mit seinem ungebrochenen Vertrauen in das junge Publikum schon immer.»

Gianfranco Helbling, Jurypräsident