Anne Bisang

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Anne Bisang
© BAK/Gneborg

Anne Bisang

Freiheit und Emanzipation

Schweizer Theaterpreis 2018

Anne Bisang, geboren 1961 in Genf, wuchs in Yokohama und Beirut auf. Zurück in Genf, studierte sie an der École Supérieure d’Art Dramatique (ESAD). Nach einzelnen Engagements als Schauspielerin führte sie 1987 erstmals Regie: «WC Dames», realisiert mit der Compagnie du Revoir, die sie mit Valérie Poirier (Theaterpreis 2017) und zwei weiteren Frauen gründete, erzielte einen beachtlichen Erfolg. Zwölf Jahre lang, von 1999 bis 2011 leitete sie als erste Frau und jüngste Theaterleiterin die Comédie de Genève und lud dort auch lokale, junge Theaterschaffende wie Maya Bösch oder Denis Maillefer sowie 2006 den jungen Mathieu Bertholet mit «Méphisto/rien qu’un acteur» ein. Seit 2013 ist sie künstlerische Leiterin des Théâtre populaire romand (TPR) in La Chaux-de-Fonds.

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Anne Bisang
© BAK/Gneborg

Anne Bisang engagiert sich seit langem ̶ durchaus offensiv und deshalb gelegentlich umstritten ̶ für die Anliegen des Theaters und im Besonderen für die Frauen. Wichtig ist ihr am TPR die Vernetzung und Zusammenarbeit in der Romandie. Sie lädt Gastregisseurinnen und -regisseure nach La Chaux-de-Fonds ein, bietet Residenzen, inszeniert selbst und sucht für die Produktionen Gastspiele. Mit Oskar Gómez Mata, ebenfalls Preisträger in diesem Jahr, koproduzierte sie 2017 nach Lars von Triers Vorlage «Le Direktør», das am Festival La Batie in Genf gefeiert wurde, seither tourt und auch auf der Shortlist des diesjährigen Schweizer Theatertreffens landete. Und ihr letztes Regiewerk «Elle est là» wird auch in La Grange de Dorigny, in Neuchâtel und in Delémont gezeigt. Bei aller Beharrlichkeit für ihre Anliegen beweist Anne Bisang immer wieder auch Humor in ihren Inszenierungen und wirft einen positiven Blick auf die #MeToo-Debatte: Es gäbe heute bereits deutlich mehr Regisseurinnen und Direktorinnen im Theater ̶ und die aktuelle Aufmerksamkeit könne generell die Mentalität im Theater verändern.

«Mit ihr ist das Theater sozial, gesellschaftlich, engagiert, wild und fordernd. Es hat die Kraft und Energie, um Ideen und Vorurteile durcheinander zu bringen und ist eine Schule der Freiheit und der Emanzipation, wie sie es nannte. Mit ihr ist das Theater der Ort, an dem sich die Identitäten einer Region (der Neuenburger Berge) abzeichnen mit ihren Forderungen, Zielen und Träumen. Es nährt ein stimulierendes und poetisches Zusammensein. Mit ihr ist das Theater vor allem auch kollektiv und schafft Begegnungen mit den Wegen und Worten der Theaterschaffenden in ihrer Suche nach dem Anderen. Mit Anne Bisang spricht das Theater die Dringlichkeit aus, an der Welt teilzunehmen, egal wo wir uns befinden.»

Anne Fournier, Jurymitglied