Valérie Poirier

Valérie Poirier
Valérie Poirier
© BAK/Gneborg

Valérie Poirier

Schreibfeder fürs Theater

Schweizer Theaterpreis 2017

Valérie Poirier, geboren 1961 in Rouen, aufgewachsen in La-Chaux-de-Fonds, lebt heute in Genf. Ausgebildet als Schauspielerin in Genf, war sie zuerst als Regisseurin, Dramaturgin und Pädagogin tätig, bevor sie anfing Theaterstücke und jüngst auch andere Texte zu schreiben. So entstand 2013 ein erster Prosa-Band «Ivre avec les escargots» mit 24 humorvollen Geschichten aus den 1970er und 1980er Jahren ihrer Kindheit und Jugend in La-Chaux-de-Fonds. Ihre Lust am Schreiben für die Bühne entstand in Theaterproben, in denen die Schauspielerinnen und Schauspieler selber die Texte entwickelten. Von ihren rund zehn Theaterstücken wurden die meisten in Genf aufgeführt, zuletzt «Un conte cruel» (2016) zum Thema häusliche Gewalt als Produktion der Comédie de Genève im Theater POCHE/GVE. Einige wurden unter dem Titel «Loin du bal et autres pièces» bei Bernard Campiche publiziert. «Les Bouches», ausgezeichnet 2004 mit dem Prix de la Societé des Auteurs, produzierte 2006 das Théâtre du Grütli. Bereits für ihr erstes Stück «Quand la vie bégaie» erhielt sie einen Preis der Antennes théâtrales.

Valérie Poirier nimmt sich Zeit für ihre Werke, sie begleiten sie oftmals eine Weile. Gleichzeitig sei es immer ein verwirrender Moment, wenn die Stücke sich aus der Intimität des Papiers auf der Bühne entblössen. 2007 schrieb sie eine neue Version von «Quand la vie bégaie», die 2008 im Théâtre du Galpon in Genf inszeniert wurde. Sie schrieb «Objets trouvés» (2002) für die Eleven der damaligen Schauspielausbildung am Genfer Konservatorium oder «Pièces détachées» (2012) für die Marionettes de Genève. In verschiedenen Genres schreibt sie tragikomische Geschichten zwischen Poesie und Ironie mit essentiellen Themen wie das Alter in «Loin du bal», entstanden als Preisträgerin von Textes en scènes 2006. Theaterschreibende sind in der Schweiz und insbesondere in der Westschweiz rar. Umso wichtiger und wertvoller ist es, dass Valérie Poirier sich schon fast seit einem Vierteljahrhundert dieser Herausforderung stellt.

«Genferin mit französisch-algerischen Wurzeln und einem Hauch Chaux-de fonnier-Akzent: Valérie Poirier ist eine spannende, scharfsinnige und gleichzeitig bescheidene Persönlichkeit. Sie begann ihre Arbeit als Schauspielerin, Regisseurin und Pädagogin, bevor sie zu schreiben begann, «um nicht mehr von den Wünschen anderer abhängig zu sein». Ihre Texte gehen quer durch Gattungen und Spielorte: vom traditionellen Theater zum Marionettentheater, von Sekundarschulklassen zu Gymnasien.
Valérie Poirier betrachtet unsere Welt mit durchdringendem und sanftem Blick; sie greift von der Tradition vernachlässigte Themen mutig auf und führt universelle Motive zu unerwarteten Wendungen. Eine Sensibilität und eine Freiheit, die Vertrauen in die Macht des Worts und des Theaters verleihen.»

Mathieu Menghini, Jurymitglied