Margrit Gysin

Margrit Gysin
Margrit Gysin
© BAK/Gneborg

Margrit Gysin

Grande Dame des Figurentheaters

Schweizer Theaterpreis 2017

Margrit Gysin, geboren 1949 in Liestal, absolvierte ab 1967 die Theaterschule Jaques Lecoq in Paris und ab 1970 das Kindergärtnerinnenseminar in Bern. Nach der berufsbegleitenden Weiterbildung als Heilpädagogin begann sie mit dem Puppen-spiel als therapeutisches Mittel und spezialisierte sich schliesslich als Puppenspieltherapeutin. Ab 1976 widmet sich Margrit Gysin gänzlich dem Figurentheater: unter dem Namen Fahrendi Bühni gründet sie zusammen mit Michael Huber das heutige Figurentheater Margrit Gysin. Neben ihrer Tätigkeit als freischaffende Figurentheaterspielerin unterrichtet Margrit Gysin seit 1980 als Lehrbeauftragte Theaterpädagogik, Figurenspiel und Kreativität an verschiedenen Kunst- und Fachhochschulen im In- und Ausland, unter anderem in Berlin, Stuttgart und Prag. Zudem ist sie künstlerische Leiterin der zweijährigen Weiterbildung in Figurentheater des Trägervereins Weiterbildung Figurentheater.

Zu ihren bekanntesten Stücken gehören die Bearbeitung des Romans «Momo» (1979), «Die Wurzelkinder» (1982), «Die Sterntaler» (1988) oder die Stücke «Mimi und Brumm» (ab 2000). Theater spielen heisst für Margrit Gysin: Geschichten erzählen. Dies tut sie für Kinder und Erwachsene, indem sie meist auf Märchen-stoffen basierte Stücke spielt, die jedoch allgemein menschlichen Fragen nachgehen – Fragen nach Andersartigkeit, nach Sinn, nach Solidarität. Nachdem sich Margrit Gysin 1988 in «Dona» erstmals offen als Spielerin und Erzählerin auf der Bühne zeigte, verfolgte sie diese Spielweise weiter. Wenn sie Figuren und Objekte auf sich bewegt, wird sie zugleich Mitspielerin und Spielfläche, belebt das Material durch ihre Stimme und Emotionalität und fügt so den Spielen ihre ganz persönliche Ausdrucksk-raft hinzu. Mit den mehr als dreissig Produktionen wurde das Figurentheater Margrit Gysin nicht nur an zahlreiche Figurentheaterfestivals in aller Welt eingeladen – darunter Indien, Israel, Afghanistan, Pakistan oder Tansania – sondern wurde bei internationalen Figurentheaterfestivals in Zagreb, Mexiko oder in Wien für ihre Stücke ausgezeichnet.

«Margrit Gysin ist die Grande Dame des Figurenspiels und eine Pionierin auf diesem Gebiet. Seit fast fünf Jahrzehnten arbeitet sie an ihrem eigenen und einzigartigen künstlerischen Kosmos. Sie erzählt existentielle Geschichten über die Wunder und Wunden des Lebens und zaubert aus Manteltaschen und zwischen Buchdeckeln den Trost der Welt hervor. Noch das kleinste Ding entfaltet in ihrer Theaterarbeit grosse, magische Wirkung. Sie lässt Kinder diesen Kosmos betreten und jene das Staunen wiederentdecken, die es längst verlernt geglaubt haben.»

Kaa Linder, Jurymitglied