Milo Rau

Milo Rau
Milo Rau
© BAK/Geoffrey Cottenceau & Romain Rousset

Milo Rau

Die Enthüllung des Realen

Schweizer Theaterpreis 2014

Milo Rau, geboren 1977 in Bern, studierte Germanistik, Romanistik und Soziologie in Zürich, Berlin und an der Pariser Sorbonne, u.a. bei Pierre Bourdieu. Parallel war er als Journalist für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften tätig, seit 2001 vor allem für die Neue Zürcher Zeitung. Nach dem Studium arbeitete er als Autor und Regisseur an diversen freien wie Stadt- und Staatstheatern im deutschsprachigen Raum, unter anderem am Staatsschauspiel Dresden, dem Maxim Gorki Theater Berlin oder dem Theaterhaus Gessnerallee Zürich. 2007 gründete er das International Institute of Political Murder (IIPM) in Köln, das sich dem fruchtbaren Austausch zwischen wissenschaftlicher Theorie und künstlerischer Praxis verschrieben hat.

Der internationale Durchbruch gelang Rau ab 2009 mit der Etablierung des Reenactments als politisches Theaterformat: Die Inszenierung «Die letzten Tage der Ceaușescus» wurde zum Festival von Avignon eingeladen. «Hate Radio» zum Genozid in Ruanda gastierte 2012 sowohl beim Münchner Nachwuchsregie-Festival Radikal jung als auch beim Berliner Theatertreffen. Bei der Aufführung der «Moskauer Prozesse», in denen es unter anderem um die Gerichtsverhandlung gegen die Punk-Band Pussy Riot ging, kam es 2013 in Moskau zu einer Razzia der russischen Behörden. Rau gilt als einer der umstrittensten Theaterregisseure seiner Generation. Neben seiner Arbeit für Bühne und Film verfasste er eine Dissertation über die Ästhetik des Reenactments und ist als Dozent für Regie, Kulturtheorie und soziale Plastik an Universitäten und Kunsthochschulen tätig.

«Mit der Auszeichnung von Milo Rau ehrt die Schweiz einen Künstler mit internationaler Resonanz, der mit seinen gesellschaftspolitischen Fragestellungen an das Wesen des tragischen Theaters anknüpft und zugleich mit höchstem Anspruch neue Formen dafür entwickelt. Der junge Berner nutzt die Macht der Darstellung, nicht ohne diese gleichzeitig kritisch zu hinterfragen, um die intimen und kollektiven Kausalitäten unseres Denkens und Handelns zu ergründen.»

Mathieu Menghini, Jurymitglied