Massimo Furlan

Massimo Furlan
Massimo Furlan
© BAK/Geoffrey Cottenceau & Romain Rousset

Massimo Furlan

Erinnerung an kollektive Ereignisse

Schweizer Theaterpreis 2014

Massimo Furlan, geboren 1965 in Lausanne als Sohn italienischer Einwanderer, studierte von 1984-88 an der École cantonale d'art de Lausanne. Er arbeitet auch als Bühnenbildner, neben den eigenen Bühnenbildern schuf er beispielsweise welche für den Choreographen Philippe Saire oder das Théâtre en Flammes. 2003 gründete er seine eigene Produktionsfirma Numero 23 Prod und realisiert seither Projekte, die sich weder dem Theater, dem Tanz oder der Performance zuordnen lassen, in denen aber stets ein feinsinniger Humor mitschwingt. Da er weder Regie noch Schauspiel gelernt hat, habe er eine Art Narrenfreiheit auf der Bühne, sagt er. 1988 erhielt Furlan eine Auszeichnung der Westschweizer Stiftung Irène Reymond, 2001 einen Prix culturel vaudois jeunes créateurs beaux-arts.

Ausgangspunkt seiner Arbeiten sind meist Bilder oder Anekdoten aus seiner Kindheit, wie die Vorfreude auf den Eurovision Song Contest in den 1970er Jahren in «1973» oder die Erinnerung daran, dass er als Kind allein in seinem Zimmer Fussball spielte, während im Radio ein Spiel der italienischen Serie A lief. Daraus entwickelte Furlan sein legendäres Fussballtheater: In «Numéro 10» spielt er als einziger Performer, begleitet von originalem Tonmaterial, historische Fussballereignisse nach und zerlegt sie minutiös in Schritte und Gesten. Seine Produktion «Giacomo» von 2013 über die italienische Motorrad-Legende Giacomo Agostini, in der er die Tradition der fantastischen Tableaux vivants fortführt, wurde zum 1. Schweizer Theatertreffen eingeladen.

«Als ich das erste Mal eine Aufführung von Massimo Furlan sah, habe ich geschmunzelt und gelacht, überwältigt von dieser unerwarteten Art der Darstellung. Was ich in diesem Moment mit den anderen Zuschauerinnen und Zuschauern teilte, glich einem Theater, einem Film, einer Ausstellung, einer Performance, allem auf einmal. Massimo Furlan berührt und überrascht mich, mit dem Aufblitzen einer Erinnerung, eines Bildes, unter dem Schleier einer Emotion, ganz ohne Nostalgie. Seine Aufführungen sind wie ein Spiegel – ich erkenne darin meine Träume und Fantasien.»

Thierry Luisier, Jurymitglied