Omar Porras

Omar Porras
Omar Porras
© BAK/Geoffrey Cottenceau & Romain Rousset

Omar Porras

Der Hexer der Bühne

Schweizer Grand Prix Theater / Hans-Reinhart-Ring 2014

Omar Porras, geboren 1963 in Bogotá, Kolumbien, besuchte 1983/84 dort eine moderne Tanzschule, bevor er 1985 nach Paris ging, an der Universität Theaterwissenschaften studierte und u.a. an Kursen an der Schule von Jacques Lecoq oder bei Ariane Mnouchkine teilnahm. In der Cartoucherie von Vincennes wirkte er in zwei Produktionen mit und spielte Strassentheater in Frankreich und der Schweiz. 1990 gründete er das Teatro Malandro in Genf – aus einer Notwendigkeit, wie er sagt.
Seit 25 Jahren wirkt er nun in Genf und sagt von sich: «Je suis suisse, très suisse». Gleichzeitig ist das Teatro Malandro eine derjenigen Schweizer Theatercompagnien, die weltweit am meisten tourt. Die erste Produktion «Ubu Roi» von Alfred Jarry wurde 1991 im Genfer Théâtre du Garage präsentiert. Das zweite Stück, «Der Besuch der alten Dame» von Friedrich Dürrenmatt, am gleichen Ort gezeigt, wurde zum Durchbruch seines Theaterstils und 1994 mit dem Prix romand du spectacle ausgezeichnet. 2007 war er ausserdem für den französischen Theaterpreis «Molière» in den Kategorien «Beste Aufführung» und «Beste Adaption» nominiert. In Kolumbien wurde er 2007 mit dem Ordre national du mérite (Nationalen Verdienstorden) und 2008 mit einer Médaille du mérite culturel (Medaille für kulturelle Verdienste) ausgezeichnet.

Der «Hexer der Bühne» übersetzt Klassiker in ein festliches, groteskes Gesamtkunstwerk, in dem Masken, Figuren, Bewegung, Musik und Spiel zusammen wirken. «Ich versuche eine universelle Sprache im Theater zu sprechen», beschreibt Porras seine Arbeit. Um an dieser Sprache zu feilen und sie in jedem Werk neu zu variieren, arbeitet er eng mit seinem Ensemble zusammen, darunter auch mit seinem Bruder Fredy Porras, der für die Szenographie verantwortlich ist. Improvisation bildet ein wichtiges Element in der Stückentwicklung, insbesondere auch, um das Spiel mit den Gesichtsmasken und die Rollenfindung darunter zu perfektionieren. Seit einigen Jahren inszeniert Omar Porras auch an renommierten grossen Häusern wie der Comédie Française und realisiert Opern wie beispielsweise 2007 «Die Zauberflöte» am Grand Théâtre Genève. Sein jüngstes Werk «La Dame de la mer» nach dem Schauspiel von Henrik Ibsen wurde zum 1. Schweizer Theatertreffen 2014 eingeladen.

«Omar Porras ist ein Reisender. Und wie alle Reisenden weiss er, dass Grenzen dazu da sind, sie zu überwinden. Aus Kolumbiens Armut ausgebrochen, hat Omar Porras die Institutionen des Theaters und der Kultur durchlaufen und wurde vom autodidaktischen Strassenkünstler zum gefragten Regisseur, um den sich die renommiertesten Theater und Festivals reissen. Trotzdem ist er sich und seiner Idee des Theaters als Gesamtkunstwerk und echte Volkskunst immer treu geblieben. Mit Gesten und schliesslich mit Worten hat er die Klassiker umgeschrieben und sie der akademischen Tradition weggenommen, um sie dem Schauspiel und dem Theaterhandwerk als barockes, opulentes Fest der Farben, Klänge und Kulturen zurückzugeben. Seit fast einem Vierteljahrhundert arbeitet Omar Porras in der Schweiz und erinnert uns beharrlich daran, dass Theater kein Luxus ist, sondern eine Notwendigkeit. Dafür sind wir ihm zutiefst dankbar.»

Gianfranco Helbling, Jurypräsident