Hate me, tender

«Hate me, tender» Teresa Vittucci

«Hate me, tender» Teresa Vittucci

Aktuelles Tanzschaffen

«Solo for Future Feminism» lautet der Untertitel von Teresa Vittuccis Solo «Hate me, tender», das 2018 im Rahmen des 17. Premio zur Förderung junger Theater- und Tanzcompagnien mit dem 2. Preis ausgezeichnet wurde. Sie nimmt sich dazu einer der bedeutendsten Frauenfiguren an, der Jungfrau Maria. Maria verkörpert die gütige und trauernde Mutter, die mitfühlende Frau, die Heiligste aller Heiligen. Von klerikalen Kreisen als Mutter Gottes verehrt und funktionalisiert, wird Maria als ein vor weiblichen Stereotypen triefendes Vorbild von feministischer Seite kritisiert. In diesem ersten Teil einer choreografisch-performativen Recherche zum Thema Hass und Feminismus befreit Teresa Vittucci die Figur der Maria von ihren Zuschreibungen und ihrer Ambivalenz, zeigt sie als Ikone, Sklavin und Heldin und gibt ihr so eine Bühne für einen zukünftigen Feminismus.

Isabelle Fuchs, Jurymitglied:

«Teresa Vittucci genügen vierzig Minuten für eine metaphorische und systematische Dekonstruktion von heiklen und höchst politischen Themen: Sie demontiert nichts weniger als den Mythos der Jungfrau Maria – und ruiniert dabei 2000 Jahre Katholizismus – oder auch die Gesetze des Eigentums und der sexuellen Dominanz als Umstände des Kapitalismus. ‹Hate me, tender› ist eine engagierte Performance mit gepflegter Provokation und zugänglicher Radikalität. In dieser kurzen Zeit zeigt sich uns eine entschlossene und mutige Auffassung, die uns lange nachdenken lässt. Und vor allem sehen wir eine äusserst vielversprechende Künstlerin.»

Teresa Vittucci

Teresa Vittucci, geboren 1985 in Wien, besuchte dort das Konservatorium, danach die Ailey School in New York City, die Salzburg Experimental Academy of Dance (SEAD) und sie absolvierte einen Master in Expanded Theater an der Hochschule der Künste (HKB) in Bern. Die Choreographin und Tänzerin lebt und arbeitet in Zürich und realisiert Soloarbeiten wie «Unleash» (2012), «Lunchtime» (2015) oder «All Eyes On» (2017), das an den Swiss Dance Days 2019 in Lausanne gezeigt wurde. «We Bodies» (2019) realisierte sie mit Claire Vivianne Sobottke und Michael Turinsky zum Thema des Körpers mit seinen Einschreibungen wie Frau, Mann, fett, behindert oder schön. Mit Nils Amadeus Lange arbeitete sie in «U Betta Cry» (2013), mit Marie-Caroline Hominal in «Taxi-Dancers» (2016) sowie regelmässig mit Simone Aughterlony. 2014/2015 war sie als Schauspielerin am Staatstheater Mainz engagiert und 2018 wurde sie mit einem Anerkennungspreis der Stadt Zürich als herausragende Performerin ausgezeichnet. 2019/2020 ist Teresa Vittucci Young Associate Artist (YAA!) am Tanzhaus Zürich.