Wie bei einer Möbiusschleife, im ‚contemporary flow‘, wie Berrettini es nennt, bewegen sich vier in Weiss gekleidete Figuren über die Diagonale des Bühnenraums. Wie Tweets werden bewegte Kurzstatements auf die Diagonale gesetzt. «iFeel3», das im Januar 2016 im ADC in Genf uraufgeführt wurde, setzt das Bühnenspiel ohne dramaturgische Kapitel von «iFeel2» fort, in dem Marco Berrettini und Marie-Caroline Hominal sich wie in Trance bewegten. Inspirieren liess sich Berrettini vom Roman «Atlas Shrugged» der russisch-amerikanischen Autorin Ayn Rand von 1957, um individuelle soziale Fähigkeiten zu hinterfragen und Choreographie als persönliche Erfahrung zu vermitteln. Die Musik spielen Marco Berrettini und Samuel Pajand live: ihr Duo Summer Music begleitet – platziert auf einer Empore – nicht die Bewegungen unten, sondern bietet mit Texten und elektronischem Sound eine zweite Ebene zum Geschehen auf der Bühne. Der Schluss des Stücks ist so anders und überraschend, dass er nicht verraten wird.
«In eine ganz besonders stark wirkende, rauschhafte Atmosphäre entführt ‚iFeel3‛. Geschickt gepaart sind dabei die tänzerische Darbietung und die live gespielte Musik („Summer-Music“): Während auf der einen Seite die Tänzerinnen und Tänzer in einer Endlosschlaufe treiben und ihr Spiel stets von Neuem einsetzen, stimulieren auf der anderen Seite hypnotische Klänge, politische Statements und philosophische Gedanken dazu subjektive Bezüge herzuleiten und in ein Empfindungs- und Gedankenspiel einzutauchen. Marco Berrettini und seine Equipe servieren einen ironischen, engagierten und würzigen Cocktail im dritten Teil einer Viererserie: Schleife um Schleife vermag ‚iFeel3‛ uns kritisch in den Bann zu ziehen.»
*MELK Prod./Marco Berrettini
Der italienischstämmige Tänzer und Choreograph Marco Berrettini, 1963 in Aschaffenburg, Deutschland, geboren, arbeitet seit 2002 mit seiner Compagnie *MELK Prod. in Genf. Sein Interesse am Tanz entdeckte er in den 1970er Jahren in Diskotheken. 1978 gewann er die deutsche Meisterschaft im Disco-Tanz. Nach diesem Erfolg besuchte er Jazztanz-, Modern-Dance- und Ballettstunden und begann mit 17 Jahren eine Tanzausbildung, zuerst an der London Contemporary Dance School, anschliessend schloss er an der Folkwang Hochschule unter Hans Züllig und Pina Bausch sein Studium ab. Dort entdeckte er sein Interesse am Tanztheater und am Choreographieren. Bis heute schuf er rund 30 Werke, darunter auch Performances und Installationen. Mit «Sturmwetter prépare l'an d'Emil» gewann er, damals noch in Frankreich ansässig, 1999 den ZKB-Förderpreis beim Zürcher Theaterspektakel.