Noemi Lapzeson

Noemi Lapzeson © OFC / Gregory Batardon

Noemi Lapzeson

Schweizer Grand Prix Tanz 2017

Noemi Lapzeson, geboren 1940 in Buenos Aires, wo sie als Kind ihre ersten Tanzschritte am Institut Jacques Dalcroze machte, lebt und wirkt seit 1980 in Genf. Mit 16 Jahren ging sie nach New York, besuchte dort als Stipendiatin die Julliard School bei Lehrern wie Aldredo Corvino, José Limón, Antony Tudor oder Louis Horst. Anschliessend tanzte sie als Solistin bei Martha Graham, beispielsweise in «Appalachian Spring» (1967). 1969 half sie zusammen mit Robert Cohen das London Contemporary Dance Theater mit angegliederter Schule (The Place) zu gründen, unterrichtete dort und in anderen Ländern und wurde zu einer Wegbereiterin des zeitgenössischen Tanzes in der Schweiz. Zusammen mit Philippe Albera und Jean-François Rohrbasser startet sie 1986 die Association pour la danse contemporaine (ADC) in Genf, Gewinner des Spezialpreises der Schweizer Tanzpreise 2015. Vertical Danse heisst ihre 1989 gegründete eigene Compagnie. Noemi Lapzeson wurde 2002 mit dem ersten Tanz- und Choreografie-Preis der Stiftung Corymbo ausgezeichnet, ein privat finanzierter, nationaler Vorgängerpreis der heutigen Schweizer Tanzpreise. Bereits 1992 erhielt sie einen Prix Romand und 1999 ein Stipendium der Guggenheim Stiftung in New York. Marcela San Pedro, langjährige Schülerin und Tänzerin von Noemi Lapzeson, publizierte 2014 ein Buch «Un corps qui pense – Noemi Lapzeson, transmettre en danse contemporaine», das im Dialog mit Lapzeson ihre Geschichte und pädagogische Arbeit beleuchtet und zudem ein vollständiges Werkverzeichnis bietet.

In den ersten Jahren in Genf unterrichtete Noemi Lapzeson das Ballet du Grand Théâtre, am Institut Jacques Dalcroze und an der Schule von Beatriz Consuelo, die das Ballet Junior gründete und Mutter des bekannten Tänzers und Choreographen Foofwa d’Imobilité ist. Lapzesons erste Choreographien, die sie im Salle Patiño in Genf zeigte, waren Soli, darunter «There is another shore, you know» (1981), ein Dialog mit dem Flötisten Igor Francesco. 1994 wurde das Werk unter dem Titel «Trace» neu und anschliessend von verschiedenen Personen interpretiert, beispielsweise von Marcela San Pedro und Pascal Auberson. Aus «Le chemin où tu marches se retire» (1993) schuf Pascal Magnin unter dem Titel «Pas perdu» einen viel beachteten Kurzfilm. Die Performance «Lussa» (1986), in der sie zusammen mit dem Schauspieler und Tänzer Armand Deladoëy agiert, zeigte sie u.a. an den 1. Berner Tanztagen 1987 in der Kunsthalle Bern und in der Kulturkaserne Basel. Vertical Danse war die erste von der Stadt Genf unterstützte freie Gruppe. Von 1987 bis 2014 unterrichtete Noemi Lapzeson im Studio Grütli eine eigene Tanzpädagogik, die sie aus der Graham-Technik und Yoga entwickelte. «Variations Goldberg» zeigte sie 2015 im Salle des Eaux-Vives des ADC – darin tanzte u.a. auch die diesjährige Preisträgerin «Herausragende Tänzerin» Marthe Krummenacher, Mitglied der Compagnie Vertical Danse.

Alexandre Demidoff, Jurymitglied

«Eine Welt für sich. Noemi Lapzeson besteht aus Tausenden von Einflüssen. Was zeichnet sie aus? Eine Intelligenz des Körpers, eine Verbindung aus Intellekt und Sinnlichkeit, eine betörende Bühnenpräsenz. Ihr Wirken in Genf ab 1980 ruft Bestimmungen hervor. Mit ihren oft innovativen und immer persönlichen Darstellungen sowie mit ihrer Leidenschaft für die Vermittlung wird sie Generationen prägen. Der ehemalige Schützling von Martha Graham inspiriert, und besser noch, vereint. So war es zum Beispiel ihr Verdienst, dass 1986 die Association pour la danse contemporaine (ADC) gegründet wurde. Die Choreographin ist stets auf der Suche nach neuen Formen, stellt jedoch keine Theorien auf. Ihre Forderungen verströmt sie mit einer unbeugsamen Sanftheit. Der Tanz ist ein Gedanke, wie sie so oft sagt. Die Erfindung einer Freiheit.»