Martin Schläpfer

Martin Schläpfer
© BAK/Gregory Batardon

Martin Schläpfer

Schweizer Tanzpreis 2013

Martin Schläpfer, Jahrgang 1959, wuchs als Bauernsohn im Appenzellerland auf. Über den Eiskunstlauf kam er als 15-Jähriger zum Ballett. Die St. Galler Ballettpädagogin Marianne Fuchs entdeckte ihn bei einem Schaulaufen. Schon zwei Jahre später gewann er als bester Schweizer den Prix de Lausanne und ging mit diesem Stipendium für ein Jahr an die Royal Ballet School in London. Anschliessend engagierte ihn Heinz Spoerli für das Basler Ballett, wo er zehn Jahre lang als charismatischer Solist brillierte.

In Basel gründete er 1990 eine eigene Schule, 1994 wurde er als Ballettdirektor ans Stadttheater Bern berufen und 1999 holte ihn George Delnon nach Mainz. Das von ihm neu formierte ballettmainz rückte unter seiner Direktion in die erste Reihe der deutschen Ballettensembles auf. Im Jahrbuch tanz 2010 wurde seine Leistung dort, in der «Ballettprovinz», als «Ballettwunder» bezeichnet. Seit 2009 vollbringe er zudem in Düsseldorf/Duisburg ein zweites.

Das Ballett am Rhein ist mit fast 48 Tänzerinnen und Tänzern aus 20 Nationen eines der grössten Ensembles in Deutschland. Die Auslastung im Theater liegt bei 90 Prozent, die Fluktuation in Schläpfers Kompanie ist praktisch inexistent. Denn sein Talent liegt nicht nur in seiner hohen Musikalität, aus der er seine Choreographien schöpft, sondern er vermag auch sein Ensemble mitzureissen. Mit grossem Erfolg bei Publikum und Presse entwickelt er in über 70 Vorstellungen pro Spielzeit auf den beiden Bühnen in Düsseldorf und Duisburg eine neue Repertoirepolitik.

In meist mehrteiligen Ballettabenden zeigt er wichtige Meisterwerke des 20. Jahrhunderts und setzt daneben einen deutlichen Schwerpunkt im zeitgenössischen Tanz. Seine eigenen Werke knüpfen an die abstrakte Neoklassik an, doch denkt er weiter und sorgt immer wieder für choreographische Überraschungen.

«I’m a little bit of a maniac», sagt er von sich selbst. In seinem Anspruch «Tanzkunst für das 21. Jahrhundert» zu schaffen, Tanz auch gegen Trends zu kreieren, ist er getrieben, aber auch bedächtig, beharrlich und sehr genau.

Er gilt schon heute als Erneuerer des Balletts auf den Spuren von George Balanchine und Hans van Manen. Bereits nach der ersten Saison wurde Martin Schläpfer von der Zeitschrift tanz zum «Choreographen des Jahres 2010» und das Ballett am Rhein seither mehrfach als «Compagnie des Jahres» ernannt. «Hier reift ein Ballett zu Weltformat», urteilte Nicole Strecker zuletzt im Jahrbuch tanz 2012. Martin Schläpfer erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2003 den Tanzpreis der Spoerli Foundation, 2006 den in Moskau verliehenen Prix Benois de la Danse oder 2009 und 2012 den Deutschen Theaterpreis DER FAUST für seine Choreographien «Sinfonien» und «Ein Deutsches Requiem».  

Esther Sutter Straub, Jurypräsidentin

«Martin Schläpfer hat mit seinem Ballett am Rhein in Düsseldorf die Spitze der internationalen choreographischen Entwicklung erreicht. Seine Spitze hat Bodenhaftung. Sie weist hin auf Schläpfers Wahrnehmung und Bewusstheit für all das, was ihn umgibt. Auch auf sein Engagement für seine Tänzerinnen und Tänzer, deren Individualität Schläpfer immer die Bühnenmitte einräumt. Martin Schläpfer schafft als Choreograph den Spagat zwischen hohem künstlerischen Anspruch und einer tief gefühlten Menschlichkeit mit jener Leichtigkeit, die ihn schon als Tänzer auszeichnete.»