Sophie Calle. Overshare
Obwohl das Werk der bekannten Foto-, Video- und Installationskünstlerin schon in vielen Büchern gezeigt wurde, überrascht die Gestaltung dieses Übersichts-Katalogs mit einer neuen Sicht. Die gegen 20 Arbeiten aus 45 Jahren sind in vier thematische Kapitel unterteilt, die sich durch vier verschiedene Pastelltöne des Papiers unterscheiden. Innerhalb der Kapitel werden die Werke in chronologischer Abfolge gezeigt, und jedes wird durch eine identisch strukturierte Titelseite mit drei grafischen Elementen eingeführt : Der Werktitel erscheint zuoberst in einem Kasten mit breitem, grau-weissem Rand ; in der Mitte der Seite steht eine kurze Werkbeschreibung in einem Kasten mit dünner Linie ; und am unteren Seitenrand folgen die technischen Angaben. Nach der Titelseite variiert die Präsentation der jeweiligen Arbeiten dann von Fall zu Fall, wobei oft die Ausstellungspraxis mit reflektiert wird. So orientieren sich viele Seiten-Arrangements von Bildern und Texten an der Anordnung im Museum, und zahlreiche weitere Kästen mit breiten, grau-weissen Rahmen verweisen auf gerahmte Hängung. Rein visuelle Arbeiten erscheinen auch im Katalog ohne Textbegleitung, und Filmstills sind auf schwarzen Seiten gruppiert. Die zugleich variantenreiche und strukturierte Darstellung ermöglicht es, jede Arbeit in ihrer eigenständigen Form aufs Genaueste zu betrachten. So kommen die verschiedenen Balanceakte sehr gut zur Geltung, die die Künstlerin zwischen Intimität und Veröffentlichung, zwischen Neugier und unangenehmen Einsichten inszeniert. Fünf Schriften, die für fünf Arten von Texten eingesetzt werden, visualisieren die Komplexität des Katalogs ebenso wie die starke Präsenz der Gestaltung, ohne dass die Vielstimmigkeit überfordernd wirkt. Das Gleichgewicht zwischen gestalterischer Freiheit und Ordnung ist beeindruckend.