Parents Must Unite + Fight. Hackney Flashers: Agitprop, Work, and Socialist Feminism in England
Das mittelformatige, schwarz-weiss-gelbe Buch mit Hardcover setzt ein starkes gestalterisches Signal für die ungebrochene Aktualität feministischer Bewegungen aus den 1970er Jahren. Es handelt von den Londoner Aktivistinnen Hackney Flashers, die in zwei Wanderausstellungen (1975, 1978) und einer Diapräsentation (1980) mit virtuosen Bild-Text-Kombinationen die Ausbeutung der Frauen als allein zuständige Erzieherinnen und unterbezahlte Arbeitnehmerinnen anprangerten. Zugleich lancierten die Aktivistinnen Demonstrationen und Initiativen für Kinderbetreuung. Dass diese Anliegen heute so aktuell sind wie damals, betont die radikale Buchgestaltung, indem sie sich jeglicher Nostalgie verweigert und die historischen Quellen direkt in die Gegenwart überträgt. So zeigt das randabfallende Titelfoto ein Kind, das auf einer damaligen Demonstration ein Plakat mit dem Slogan « PARENTS MUST UNITE + FIGHT » hielt, der nun als Buchtitel fungiert. Ebenso wird in einem cinematisch wirkenden Prelude mit 64 Seiten das von den Hackney Flashers produzierte Austellungsmaterial auf korrespondierenden Bild- und Textseiten kommentarlos neu ausgelegt, als ob es von heute wäre. Der Lärm der Strasse wird visualisiert und spricht die Betrachtenden direkt an. Erst im zweiten Teil des Buchs wird der historische Hintergrund in einem kulturwissenschaftlichen Essay auf gelbem Papier erschlossen. Ein Tafelteil mit Ausstellungspanels und Kurzbiografien der Protagonistinnen mit einem Gruppenfoto von heute schliessen den Band ab. Der strategische Kurzschluss von Vergangenheit und Gegenwart prägt auch die Typografie, denn die selbst gezeichnete, monolineare und gerundete Schrift, die für sämtliche Texte verwendete wird, rekurriert auf die in Frankreich ab 1945 normierte Schulschrift « écriture script ». Alles wirkt sehr stimmig, und die Jury hinterfragte keine einzige Entscheidung des Gestaltungs-Duos.
