Constructive Clarity. Max Bill and His Time, 1940 – 1952
In diesem 800-seitigen Band mit Aufzeichnungen von Max Bills (1908–1994) zweiter Ehefrau Angela Thomas gelingt es der Gestaltung, die Vielschichtigkeit des Narrativs und die diversen Kontexte zu ordnen und erlebbar zu machen. Die ausgezeichnete Typographie beruht auf einem einzigen Gewicht der Univers in drei Grössen, doch zugleich sind die vielen nahtlos – und scheinbar ungeordnet – aufeinander folgenden Kurztexte durch die Farben Schwarz und Grau in zwei miteinander verwobene Textstränge unterteilt: Während die Mehrzahl der Paragraphen schwarz gedruckt ist und anhand zahlreicher Quellen immer neue Episoden aus dem Leben Bills rekonstruiert, sind auf jeder Seite dazwischen auch grau gedruckte Paragraphen eingestreut, die persönliche Hinweise der Autorin auf Biografien, persönliche Beziehungen, Literatur, Kunstwerke etc. geben. (Entsprechend bleiben die Fussnoten am unteren Seitenrand strikt auf Literaturangaben beschränkt.) Eine weitere gestalterische Ebene kommt durch zahlreiche Seiten mit jeweils einem bis drei kleinformatigen Bildern ins Spiel, die zusätzliche Kontexte erschliessen, ohne dass die Bill’sche Ästhetik Überhand gewinnt. Die variierende Grösse und weitgehend freie Platzierung der Bilder ist auf jeder Seite individuell abgestimmt, und die Bildlegenden spiegeln dies nach einem subtilen System. Auf allen Bildseiten bleibt viel Weissraum frei, der mit der guten Organisation des gesamten Materials dazu beiträgt, den Inhalt des Bandes überraschend leicht und zugänglich erscheinen zu lassen. Zudem wird das schwere Objekt durch den Schutzumschlag aus einem dünnen Papier und das Softcover ungewohnt weich. Das grosse schwarzweisse Porträt auf dem Umschlag lässt zwar keinen Zweifel daran, wer der gefeierte Künstler ist, doch die Autorität gehört der allwissenden Erzählerin, deren Name im frei gesetzten Titel gleich gross wie der ihres Ehemanns erscheint.
